Du bist 10 und gewählter UNEP Kindervertreter. Was ist die UNEP und was Deine Aufgabe?
Die UNEP ist das UN-Programm für Umwelt. Wir sieben UNEPKindervertreter organisieren Treffen – echte und virtuelle – damit Kinder sich austauschen und über unsere Zukunft sprechen können. Zur diesjährigen Kinderkonferenz kamen 700 Kinder aus 105 Ländern nach Norwegen. Dort haben wir besprochen, dass jeder Mensch die gleichen CO2-Rechte
haben soll, egal wo auf der Welt er geboren wird.
Was ist denn heute ungerecht an der Verteilung der CO2-Rechte und am Klima?
Am 2. Februar 2007 erklärten die Klimaforscher den Bürgern der Welt, dass jeder Mensch im Durchschnitt im Jahr 4 Tonnen (t) CO2 rauspustet: ein US-Amerikaner 20 t CO2, ein Deutscher 11 t CO2, ein Chinese 3,5 t CO2, ein Afrikaner 0,5 t CO2. In 40 Jahren werden wohl 3 Milliarden mehr Menschen auf dieser Welt leben, über 9 Mrd., die auch noch älter werden. Chinesen, Inder, Südamerikaner und Afrikaner wollen nicht mehr länger nur Fahrradfahren, sondern Auto und wie wir in Häusern mit Strom leben. Es wäre damit schon eine große Leistung, wenn wir die 4 t CO2 halten würden. Dann aber steigt die Durchschnittstemperatur um 4 °C an, das Grönlandeisschild wird schmelzen, der Meeresspiegel um 7 Meter ansteigen und 4 Milliarden Menschen in Küstennähe werden umziehen müssen. Wollen wir das verhindern, darf die Durchschnittstemperatur bis 2050 nur maximal um 2 °C ansteigen und jeder Mensch darf im
Durchschnitt nur 2 t CO2 im Jahr raus pusten. Das bedeutet, dass ein USAmerikaner um 90% und ein Europäer um 80% mit seinem CO2-Ausstoß runter muss. Das ist so viel, dass wir das nicht freiwillig tun werden. Unsere Eltern wissen das schon seit Jahren, aber anstatt weniger, pusten wir alle mehr CO2 raus. Richtig ungerecht ist auch, dass die Menschen im Süden, z.B. in Afrika schon jetzt am meisten unter den Auswirkungen der Klimakrise leiden, die wir Menschen im Norden verursacht haben – und das wird noch schlimmer werden, wenn wir jetzt nicht endlich handeln!
Was bedeutet Klimagerechtigkeit?
Wir Kinder brauchen Regeln, sonst würden wir keine Hausaufgaben machen. Erwachsene sind wahrscheinlich auch irgendwie wie Kinder und brauchen ein Gesetz, dass jeder Mensch die gleichen CO2-Rechte hat, nämlich diese 2 t CO2. Ein Afrikaner, der nur eine halbe Tonne rauspustet, kann 1,5 t verkaufen an die, die ein großes Auto fahren wollen. Die Afrikaner bekommen dann Geld, weil sie die Umwelt nicht so stark belasten. Mit dem Geld können sie Schulen und Krankenhäuser bauen. Dann müssten nicht mehr 30.000 Menschen, meist Kinder, jeden Tag verhungern.
Gleichzeitig werden alle Menschen zusammen nur immer so viel CO2 rauspusten, wie Bäume und Meere aufnehmen können, denn die jährliche Menge ist weltweit vereinbart und begrenzt.
Was tut Ihr, damit Erwachsene Eure Ideen anhören?
Wir Kinder werden am 16. Oktober 2008 unsere Regierung in Berlin und am 11. November 2008 das Europäische Parlament bitten, unsere Forderungen nach Klimagerechtigkeit zu unterstützen. Außerdem pflanzen wir Kinder auf der ganzen Welt Millionen Bäume und jeder Baum ist ein Symbol für Klimagerechtigkeit.
In Deutschland haben wir Schüler in einem Jahr knapp 200.000 Bäume gepflanzt. Wenn das alles nichts nützt, werden irgendwann 100.000 Kinder weltweit auf die Straße gehen und gleiche CO2-Rechte für alle Menschen fordern. Wir Kinder wollen bei allen Zukunftsfragen gehört werden, denn die Zukunft gehört uns und allen, die nach uns kommen!
Glaubst Du, dass Klimagerechtigkeit jemals Wirklichkeit wird?
Martin Luther King forderte, dass Schwarze und Weiße gleiche Rechte haben sollten. Das war eine Utopie, ein Traum. Es ist erst 40 Jahre her, dass man ihn dafür umgebracht hat. Wir müssen uns jetzt entscheiden, ob über uns einmal in den Geschichtsbüchern stehen soll, dass wir alle Küstenstädte unter Wasser gesetzt haben oder dass wir die größte Herausforderung der Menschheit gelöst haben. Wenn wir alle zusammen arbeiten, kann der Traum Wirklichkeit werden.
Die Fragen stellte Timothy Klofski, 21 –infoBLATT Redaktion- am 2. August in Uffing am Staffelssee an Felix.