Benjamin von Brackel schreibt heute (24.2.) in der Süddeutschen Zeitung unter dem Titel Bäume, die überschätzten Klimaschützer, dass Bäume pflanzen wenig Sinn macht, weil wegen der Klimaerwärmung die Überlebenschancen der Bäume sinkt. Stimmt.
Aber: Dieser Autor verunsichert die Leser und bläst ja fast zur Aufgabe, nach dem Motto, der Baum könnte ja durch Naturkatastrophen, zerstört werden und besser wir reduzieren CO2. Ja, natürlich ist es besser CO2 zu reduzieren! Seit 1992 wissen wir das und haben dennoch als Menschheit den CO2-Ausstoß in diesen letzten 30 Jahren absolut verdoppelt, d.h. in 30 Jahren nochmals so viel CO2 emittiert wie die Jahrhunderte vorher zusammengenommen.
In der Bewältigung der Klimakrise gibt es kein „entweder – oder“. Es gilt, alle verfügbaren Register zu ziehen, die dazu beitragen können, die Erderwärmung unterhalb der auf der Pariser Klimakonferenz definierten kritischen Grenze von maximal plus 2 Grad, besser 1,5 Grad zu halten.
Claude Martin, Mitglied im Club of Rome, ehemaliger Chef des WWF, veröffentlichte 2015 das Buch „On the Edge: The State and Fate of the World’s Tropical Rainforests“, in Deutsch nennt er es „Endspiel“. Darin beschreibt Martin, dass die Wälder bei steigender globaler Durchschnittstemperatur, ab einem bestimmten Kipppunkt von einer CO2-Senke sogar zu einer CO2-Quelle werden können.
Persönlich erkläre ich selbst seit 26 Jahren in Vorträgen, dass wir mit 70% Wahrscheinlichkeit die ‘Menschheit gegen die Wand fahren‘ und ergänze beharrlich, dass 30% Chance viel sind, wenn Du keine Alternative hast. Zusammen mit Freunden entwickelten wir größere Visionen einer Welt in Balance, eines fairen Weltfinanzsystems, eines Globalen Marshall Plans, Desertec. Ich glaube weiter an diese Visionen und setzte mich weiter dafür ein, denn die heute fehl-steuernden Systeme sind sämtlich menschgemacht und können von uns Menschen auch wieder geändert werden.
Mit meinem Sohn Felix, der seit 2007 dazu aufruft Bäume gegen die Klimakrise zu pflanzen und mit dem Scheitern der Klimakonferenz in Kopenhagen 2009, bin ich „auf den Baum gekommen“. Denn Bäume sind unbestreitbar die einzigen natürlichen Maschinen, die das klimaschädliche CO2 aus der Atmosphäre ziehen und das „C“ in ihrer Biomasse und im Boden speichern. Wir müssen sie einfach nur pflanzen und pflegen.
Francois Bastin zeigte 2019 mit einer viel beachteten Studie: Bäume sind ein maßgeblicher Faktor in der Bewältigung der Klimakrise. 15-18 Jahre könnten wir nach seinen Schätzungen gewinnen, wenn es uns gelingt bis 2050 eine Billion Bäume weltweit zu restaurieren, bei gleichzeitigem Schutz des Waldbestands, wie Bastin bei der Vorstellung seiner Studie auf der Bundepressekonferenz am 3.7.2019 hochrechnete. (https://www.youtube.com/watch?v=T1PTUjPHd8A, Minute 16).
Wir brauchen als Menschen diese Zeit, die die Bäume uns schenken. Und zwar JETZT. Wichtig ist die Erkenntnis: Ohne Bäume (Schutz bestehender Wälder und Wiederaufforstung) können wir weder die +1,5°C-Grenze, noch die +2°C-Grenze halten. Ob wir das mit Bäumen schaffen, hängt davon ab, wie stark wir zusätzlich unsere CO2-Emissionen reduzieren.
„Der beste Baum ist der, den wir vor 20 Jahren gepflanzt haben, der zweitbeste ist der, den ich heute pflanze.“
Frithjof Finkbeiner, Mit-Stifter der Plant-for-the-Planet Foundation