2021 war für Plant-for-the-Planet in vieler Hinsicht besonders und anders. Dies gilt in herausragender Weise für die Renaturierung degradierter Wälder auf der Yucatán-Halbinsel in Mexiko. In diesem Jahr haben die Ökologieexpert*innen des Renaturierungsprojekts der Stiftung erstmals eine Zusammenarbeit mit einer staatlichen Forschungseinrichtung begonnen, um ein Waldgebiet wiederherzustellen, das durch einen Brand im Jahr 2020 stark in Mitleidenschaft gezogen worden war.
Im August unterzeichneten das Centro de Investigación Regional Sureste (CIRSE) des Instituto Nacional de Investigaciones Forestales, Agrícolas y Pecuarias (INIFAP) und Plant-for-the-Planet eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit bei der Wiederherstellung von 45 Hektar Wald im Naturschutzgebiet San Felipe de Bacalar. Das Schutzgebiet, das etwa 100 km östlich des Pflanzgebiets der Stiftung liegt, ist Teil eines Projektgebiets von insgesamt rund 3 500 Hektar mit einer hohen ökologischen Vielfalt, die mehr als 60 einheimische Waldpflanzen umfasst.
Anlass für die Kooperationsanfrage mit Plant-for-the-Planet war ein Waldbrand im Jahr 2020, der im Schutzgebiet schwere Schäden hinterlassen hatte. Ziel war die unterstützende Wiederherstellung des Ökosystems durch die Wiederanpflanzung jener Baumarten, die durch den Brand zerstört worden waren. Für das kommende Jahr ist die Wiederherstellung weiterer Flächen geplant. Dabei handelt es sich um die in der nachstehenden Grafik mit C, D und E gekennzeichneten Gebiete, die vorübergehend als Kokosnussplantagen genutzt wurden und ab dem nächsten Jahr wieder in einen einheimischen Wald zurückverwandelt werden sollen.
Das wissenschaftliche Team von Plant-for-the-Planet erstellte für diese Aufgabe ein Wiederherstellungskonzept mit dem Ziel, zunächst auf den brandgeschädigten Flächen A und B die für das Ökosystem besonders wichtigen Baumarten durch Enrichment Planting zu ergänzen.
Zahlreiche Bäume hatten das Feuer in diesem Waldgebiet überlebt. Das Bild, das sich ein Jahr nach dem Brand bot, machte jedoch deutlich, dass viele spezifische Laubholzarten in großem Umfang abstarben und sich nur die robusten Baumarten, die Brände gut überstehen, erholen konnten.
Bestimmte Arten wurden erheblich geschädigt, weshalb es wichtig war, hier so schnell wie möglich die ursprüngliche ökologische Vielfalt wiederherzustellen. Auf diese Weise kann das Ökosystem erhalten und seine Widerstandsfähigkeit verbessert werden, was den Wald als Ganzes stärkt.
Insgesamt 310.964 Baumsetzlinge wurden in der Pflanzsaison 2021 gepflanzt. Schulungen durch Plant-for-the-Planet stellten zudem sicher, dass jetzt beispielsweise auch Brandschneisen angelegt wurden, um Brände künftig besser abwehren zu können.
Ein weiterer sehr wichtiger Aspekt war, dass Plant-for-the-Planet dank seines eigenen Saatgutprogramms in der Lage war, die für San Felipe de Bacalar benötigten Setzlinge der spezifischen einheimischen Baumarten zu liefern, die normalerweise nicht von Baumschulen produziert werden. Diese Arten wurden in der Partner-Baumschule von Plant-for-the-Planet gezüchtet und auch für die Wiederherstellung des nahe gelegenen Pflanzgebiets der Stiftung verwendet. Die Ökolog*innen sammeln diese Samen von sorgfältig ausgewählten Mutterbäumen in nahe gelegenen Wäldern.
Screenshot der INIFAP Pflanzfläche A auf der Spendenplattform Plant-for-the-Planet.org.
Täglich wurde jedes neu bepflanzte Areal mit Hilfe der von Plant-for-the-Planet entwickelten TreeMapper.app erfasst und dokumentiert. Einzelne Bäume aller gepflanzten Arten wurden für jeden Pflanztag ausgewählt, vermessen und mit Foto auf der Plattform hochgeladen. Diese Bäume werden langfristig beobachtet und immer neu vermessen, um ihre Entwicklung zu dokumentieren und so den Pflanzerfolg zu überprüfen. Diese Technologie ist für die Pflanzenden per Handy mit einfachsten Mitteln umzusetzen und schafft maximale Transparenz.
Die INIFAP, die in dieser Kooperation als technischer Unterstützer und in der Überwachung und Validierung der Aktivitäten aktiv wird, berichtete in der August-Ausgabe ihrer Zeitschrift ausführlich über die neu geschlossene Kooperationsvereinbarung und stellte dabei die besondere Qualifikation von Plant-for-the-Planet für die vereinbarte Zusammenarbeit heraus:
„Plant-for-the-Planet (…) verfügt über eine eigene technische und verwaltungstechnische Struktur, die es ihr ermöglicht, Renaturierungsmaßnahmen selbstständig durchzuführen, dies umfasst die Saatgutsammlung, die Aufzucht von Baumsetzlingen in der Baumschule, die Vorbereitung der geschädigten Flächen für die Wiederaufforstungsarbeiten, die Identifikation von Anreicherungslücken, die Umsetzung der Pflanzungen und deren Pflege sowie die Einstellung und Kontrolle des für die verschiedenen Tätigkeiten erforderlichen Personals.“
(Quelle: Boletín Informativo INIFAP, INNOVACIONES PARA EL CAMPO NÚM. 12 AGOSTO 2021, www.gob.mx/inifap)
Ein Zusatznutzen aus der Zusammenarbeit der Renaturierungsspezialisten Plant-for-the-Planet und INIFAP ist der Wissenstransfer zwischen den beiden Institutionen sowie die Gewinnung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse, die schließlich Renaturierungsinitiativen weltweit durch die Verbesserung der Methodik und des Monitoring zugutekommen. Bei kostenlosem Zugriff auf Tools und Techniken.
In diesem Video zeigt Felix Finkbeiner die drei Pflanzgebiete, die wir 2021 durch ökologische Renaturierung in Mexiko für den Waldbestand zurückgewinnen konnten.
Diese wiederhergestellten Wälder werden in Zukunft ihren Beitrag dazu leisten, das lokale Klima zu verbessern indem sie den natürlichen Wasserkreislauf stützen, bedrohten Tierarten wie Puma, Jaguar und Tapir eine neue Heimat bieten und als natürliche CO2-Senken einen Beitrag im Kampf gegen die Klimakrise wirken.
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Info INIFAP (Informationen aus dem o.g. Artikel übernommen):
INIFAP betreibt fünf Versuchsstandorte in Yucatán, in den Bundesstaaten Yucatán (Uxmal und Tizimín), Campeche (Chiná und El Tormento) und Quintana Roo (San Felipe de Bacalar). Das regionale Büro befindet sich in Mérida, Yucatán.
Das INIFAP zielt unter anderem darauf ab, den Kohlenstoffvorrat in den Wäldern zu erhöhen, was durch Maßnahmen zur Wiederherstellung geschädigter Waldflächen erreicht werden kann. Eine der Hauptursachen für die Walddegradation in den trockenen Tropen sind vom Menschen verursachte Waldbrände, die, wenn sie unkontrolliert bleiben, schwere Schäden an der lokalen Flora und Fauna, Bodendegradation, verstärkte Erosion, erhöhte CO2-Emissionen in die Atmosphäre und gelegentlich auch den Verlust von Menschenleben verursachen.