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November 14, 2023
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UN-Klimakonferenz 2023 in Dubai: Erwartungen unserer Delegation

Die jährlich stattfindende UN-Klimakonferenz (COP – Conference of the Parties) ist ein bedeutendes globales Forum, das Hoffnung auf die Bewältigung der Klimakrise bieten soll. Doch die Realität sieht oft anders aus und hat uns schon zu oft mit ernüchternden Ergebnissen zurückgelassen.

Das bisher ehrgeizigste Ziel wurde 2015 auf der COP21 in Paris verabschiedet: Das Pariser Abkommen brachte fast alle Länder dazu, Klimaziele festzulegen und sich zu verpflichten, ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Doch erstens reichen diese Ziele nicht aus, um die Erderhitzung auf das festgelegte Ziel von unter 2 Grad Celsius, idealerweise 1,5 Grad Celsius, zu begrenzen und zweitens gibt es eine Diskrepanz zwischen den Versprechen der Länder und den tatsächlichen Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen.

Auf der Pariser Klimakonferenz 2015 sagten die wohlhabenden Länder auch zu, von 2020 bis 2025 jährlich 100 Milliarden US-Dollar für Klimafolgen und Klimaschäden für Länder bereitzustellen, die bereits unter den Folgen der Klimakrise leiden. Letztes Jahr, auf der COP 27 in Ägypten, wurde dafür endlich ein internationaler Finanzierungsmechanismus ins Leben gerufen. Jedoch wurde das ursprüngliche Ziel von 100 Milliarden US-Dollar noch nicht erreicht und es gibt bislang keine offizielle UN-Definition, was Klimafinanzierung überhaupt ist. Die UNEP schätzt in ihrem Anfang November veröffentlichten Adaptation Gap Report die derzeitige Anpassungsfinanzierungslücke auf 194 bis 366 Milliarden US-Dollar pro Jahr ein. Auch ein Ausstieg aus allen fossilen Energien, allen voran Kohle, wurde in Ägypten nicht beschlossen.

COP 28 in Dubai: Zweifel an ernstgemeinten Zielen für Klimagerechtigkeit

Die bevorstehende COP 28 in Dubai, vom 30. November bis zum 12. Dezember 2023, ist bereits im Vorfeld von Kontroversen überschattet. Einerseits soll sie die größte COP mit den meisten Teilnehmenden jemals werden. Andererseits  wird sie von den Vereinigten Arabischen Emiraten ausgerichtet mit Sultan Ahmed Al Jaber als Präsident der Konferenz: Er ist CEO der Abu Dhabi National Oil Company und so scheint die Richtung dieser COP bereits festzustehen: Fossile Interessen vertreten und ein “weiter so” verteidigen, wo es nur geht. Und das in einer Zeit, in der jedes Jahr, jede Entscheidung zählt, um das Ruder im Kampf gegen die Klimakrise noch herumzureißen. 

Unsere internationale Delegation, bestehend aus engagierten Botschafter*innen für Klimagerechtigkeit, werden das nicht hinnehmen und sind vor Ort aktiv, fordern Maßnahmen für Klimagerechtigkeit und drängen darauf, dass die Politik die übergeordneten Ziele der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) endlich umsetzt. Dabei sind sie sogar Teil zweier Side-Events (“Breaking Barriers: Gender Transformative Education as a Catalyst for Climate Justice” und “Youth Voices for Climate Action”), um ihre Standpunkte zu vertreten.

Voller Erwartungen und gleichzeitig mit einer gehörigen Portion Skepsis werden sie sich also auf den Weg machen. Wir haben einige von ihnen gefragt: Welche Erwartungen habt ihr an die so wichtige Konferenz, die bereits jetzt in einem schlechten Licht steht?

Die Erwartungen der Plant-for-the-Planet-Delegation

Dharmendra (27) aus Indien: Botschafter für Klimagerechtigkeit bei Plant-for-the-Planet, COP 28-Delegierter

“Während wir dieser bedeutenden Klimakonferenz entgegenfiebern, erwarte ich das Streben nach sinnvollem Fortschritt in Richtung globaler Nachhaltigkeit. Ich stelle mir die COP 28 als eine Plattform zur Förderung der internationalen Zusammenarbeit in Umweltfragen vor, die sich insbesondere auf die Klimakrise und Klimagerechtigkeit konzentriert. Die von mir erwarteten Ergebnisse für die COP 28 betreffen die folgenden Schlüsselbereiche:

  • Ehrgeizige Klimaverpflichtungen: Ich hoffe, dass sich die Nationen zu ehrgeizigen Klimazielen und konkreten Maßnahmen zur Abschwächung der Auswirkungen der Klimakrise verpflichten werden. Dazu gehört ein solider Rahmen für die Verringerung der Treibhausgasemissionen und die Umstellung auf erneuerbare Energien.
  • Gerechte Klimafinanzierung: Die Sicherstellung einer angemessenen und gerechten finanziellen Unterstützung für Entwicklungsländer zur Bewältigung der Klimakrise ist von entscheidender Bedeutung. Ich freue mich auf Diskussionen, die zu fairen und zugänglichen Finanzierungsmechanismen führen, die die Anpassung und Widerstandsfähigkeit verwundbarer Gemeinschaften erleichtern.
  • Einbindung der jungen Generation: Bezogen auf die Rolle der Jugend bei der Bekämpfung der Klimakrise erwarte ich eine stärkere Anerkennung und Einbeziehung junger Aktivist*innen und Führungskräfte in Entscheidungsprozesse. Die Stärkung der jüngeren Generation ist für nachhaltige und integrative Lösungen von zentraler Bedeutung.

Was die konkreten Erwartungen an Entscheidungsträger*innen und Politiker*innen betrifft, so hoffe ich auf echte Führungskompetenz und Engagement von allen teilnehmenden Nationen. Ich fordere die Verantwortlichen auf, der langfristigen Gesundheit unseres Planeten Vorrang vor kurzfristigen Gewinnen einzuräumen und das Wohlergehen sowohl der heutigen als auch der künftigen Generationen zu berücksichtigen.”

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Julius (25) aus Kenia: Botschafter für Klimagerechtigkeit bei Plant-for-the-Planet, COP 28-Delegierter

“Als junger Delegierter aus dem globalen Süden ist meine Erwartung an die COP 28 in den drängenden Fragen von Verlusten und Schäden der Klimakrise begründet. Ich vertrete eine Region, die unter den harten Folgen der Klimakrise zu leiden hat, insbesondere in Form von lang anhaltenden Dürren, die unsere Landwirtschaft drastisch beeinträchtigt haben.

In den letzten zehn Jahren hat die lokale Bevölkerung  die Hauptlast dieser wetterbedingten Herausforderungen getragen. Unsere Lebensgrundlage, die in erster Linie von der regenbewässerten Landwirtschaft abhängt, wurde durch die unregelmäßigen Niederschläge gefährdet. Die COP 28 bietet mir die Gelegenheit, dieses Problem auf globaler Ebene anzusprechen und zu erfahren, wie die internationale Gemeinschaft plant, mit klimabedingten Verlusten und Schäden umzugehen, insbesondere in gefährdeten Regionen wie der meinen.

Eine meiner Haupterwartungen an die COP 28 ist es, herauszufinden, wie die Kluft zwischen den Bestrebungen der von Jugendlichen geführten Klimainitiativen und den oft komplexen Anforderungen der Finanzgebenden überbrückt werden kann. Es ist entmutigend zu sehen, wie das Potenzial junger Pioniere durch strenge Förderkriterien, wie z. B. jahrelange Erfahrung, im Keim erstickt wird. Wir brauchen ein zugänglicheres und gerechteres System, das jugendgeführten Projekten den Zugang zu Finanzmitteln ermöglicht, Innovationen fördert und kollektive Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimakrise vorantreibt.

Ich freue mich darauf, an sinnvollen Diskussionen teilzunehmen, mit weltweit führenden Politiker*innen zusammenzuarbeiten und mich für politische Maßnahmen einzusetzen, die auf die konkreten Bedürfnisse von Bevölkerungsgruppen wie der meinen eingehen. Ich hoffe, dass die COP 28 ein Wendepunkt auf unserem Weg in eine klimaresilientere und nachhaltigere Zukunft sein wird, in der die Träume junger Klimaaktivist*innen ohne unnötige Hindernisse gedeihen können.”

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Daniela (31) aus México: Botschafterin für Klimagerechtigkeit bei Plant-for-the-Planet, COP 28-Delegierte

“Global denken, lokal handeln” ist eines der wichtigsten Mottos der SGDs (Sustainable Development Goals), wird aber von den Regierungen auf kommunaler Ebene und den Unternehmen am wenigsten umgesetzt. Für mich besteht das Hauptziel darin, genügend Allianzen und Möglichkeiten mit den wahren Verantwortlichen zu schaffen, um nachhaltigere Lösungen und Anpassungsmöglichkeiten zu entwickeln. Lasst uns unsere natürlichen Ökosysteme in den Mittelpunkt der Agenda stellen. JETZT!”

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Johann (22) aus Deutschland: Botschafter für Klimagerechtigkeit bei Plant-for-the-Planet, COP 28 Delegierter

“Meine Erwartung an die COP 28 konzentriert sich auf die entscheidende Rolle der Finanzen als Katalysator für eine nachhaltige Transformation. Ich erwarte, dass die Industriestaaten ihren Verpflichtungen nachkommen und aktiv Klimaschutzmaßnahmen auf der ganzen Welt finanzieren. Dies ist ein entscheidender Moment für die internationale Gemeinschaft, sich auf solide Finanzstrategien zu einigen, die unsere gemeinsame Entwicklung hin zu einer kohlenstofffreien und ökologisch nachhaltigen Zukunft beschleunigen können. Wir sind längst an einem Punkt angelangt, an dem Versprechen in konkrete Unterstützung umgewandelt werden müssen, damit alle Nationen die mutigen Schritte unternehmen können, die zur wirksamen Bekämpfung der Klimakrise erforderlich sind.”

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Kamran (27) aus Pakistan: Botschafter für Klimagerechtigkeit bei Plant-for-the-Planet, COP 28-Delegierter

“Als Klimaaktivist aus Pakistan setze ich große Hoffnungen in die COP 28 in den Vereinigten Arabischen Emiraten, wenn es darum geht, das kritische Thema der durch die Klimakrise verursachten Verluste und Schäden anzugehen. Das ist nicht nur ein Konzept, sondern eine harte Realität für uns. Was wir erwarten, ist ganz einfach: Zuallererst sollten alle Nationen, insbesondere diejenigen, die in der Vergangenheit für große Treibhausgasemissionen verantwortlich waren, ihre Rolle bei der Verursachung der aktuellen Klimakrise anerkennen. Diese Anerkennung sollte die Grundlage für jede sinnvolle Maßnahme sein.

Die Industrieländer müssen sich stärker einsetzen und Entwicklungsländern wie Pakistan erhebliche finanzielle Unterstützung gewähren. Diese Unterstützung sollte verlässlich und transparent sein und auf dem Grundsatz beruhen, dass jeder eine Rolle bei der Bewältigung der Klimakrise spielen muss, die Verantwortlichkeiten jedoch unterschiedlich sind. In der Praxis bedeutet dies, dass wir bei der Bewältigung der Verluste und Schäden, die die Klimakrise unseren Gemeinschaften und der Umwelt zufügt, unterstützt werden.

Um besser vorbereitet zu sein, müssen wir unsere Kapazitäten zur Anpassung an die Klimakrise ausbauen. Dazu gehört auch der Transfer von Technologien, Wissen und Fähigkeiten, die uns helfen können, die Auswirkungen der Klimakrise abzumildern und die Verluste, die uns in Zukunft erwarten, zu verringern. Darüber hinaus sind wir der Meinung, dass die COP 28 die Diskussionen über die Schaffung eines soliden Rechtsrahmens für den Umgang mit Verlusten und Schäden vorantreiben sollte. Dieser Rahmen sollte Klarheit über die Haftung und Entschädigung für klimabedingte Verluste schaffen. Die Stimmen der am stärksten betroffenen Gemeinschaften sollten gehört und aktiv in die Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Dadurch wird sichergestellt, dass ihre besonderen Perspektiven und Bedürfnisse bei der Ausarbeitung von Maßnahmen im Zusammenhang mit Verlusten und Schäden berücksichtigt werden. Die Schaffung innovativer Versicherungsmechanismen, die den Entwicklungsländern bei Klimakatastrophen finanziellen Schutz bieten, ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung. Darüber hinaus müssen die Diskussionen über den Umgang mit Verlusten und Entschädigungen vorangetrieben werden. Die COP 28 bietet eine wichtige Plattform, um diese Fragen anzugehen und auf eine nachhaltige Zukunft hinzuarbeiten, die uns allen zugute kommt.”

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Chris (26) aus Nigeria: Botschafter für Klimagerechtigkeit für Plant-for-the-Planet, COP 28-Delegierter

“Als Plant-for-the-Planet-Delegierter auf der COP 28 freue ich mich darauf, wieder einmal Zeuge der positiven Beiträge verschiedener Organisationen zu werden, die auf dasselbe Ziel hinarbeiten. Das immense Potenzial, das jede*r engagierte Teilnehmende besitzt, um einen positiven Wandel herbeizuführen, ist etwas, das man sich vor Augen führen sollte, insbesondere diejenigen, die sich für Umweltschutz und Nachhaltigkeit einsetzen. 

Wenn ich über den Zustand unseres Planeten nachdenke, die noch nie dagewesenen Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen, insbesondere die extremen Veränderungen der klimatischen Bedingungen, wie z.B. das heißeste Jahr seit langem, bin ich gespannt auf die Lösungen, die diskutiert werden. Jede COP ist eine Gelegenheit, die Schwachstellen und Defizite in unserem Kampf gegen die Klimakrise zu erkennen. Es ist eine Gelegenheit zu sehen, ob zwischen der letzten COP und der kommenden COP tatsächlich etwas unternommen wurde. Daher möchte ich diese Chance nutzen, um mich mit anderen Teilnehmenden, die in den Bereichen Umweltschutz, Gesundheit, Energie, Gleichberechtigung und anderen Sektoren tätig sind, zu vernetzen und von ihren “Next Generation-Lösungen”  für Klimagerechtigkeit zu erfahren.”

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Caterina (22) aus Deutschland: Botschafterin für Klimagerechtigkeit bei Plant-for-the-Planet, COP 28-Delegierte

“Mit Blick auf die COP 28 erwarte ich von den Entscheidungsträger*innen und Politiker*innen, dass sie visionäre Ideen voranbringen und ihren Worten Taten folgen lassen. Ich freue mich auf die Konferenz als eine Gelegenheit, sinnvolle Veränderungen voranzutreiben, andere Aktivist*innen und Organisationen kennenzulernen und sich auszutauschen. Denn die Bedeutung des kollektiven Handelns und der Zusammenarbeit kann im Kampf gegen die Klimakrise gar nicht wichtig genug eingeschätzt werden. Aber ich freue mich auch darauf, zu lernen. Klimaverhandlungen können komplex und vielschichtig sein, und die COP bietet einen Rahmen, in dem ich mein Verständnis für die Feinheiten internationaler Klimaverhandlungen und -vereinbarungen vertiefen kann. Ich freue mich darauf, mich an Diskussionen zu beteiligen, mich mit anderen zu vernetzen – die COP live zu erleben. Ich sehe diese Veranstaltung als Chance für Veränderungen im Kampf gegen die Klimakrise, aber auch persönlich als Chance, um zu lernen und sich zu connecten.”

Ein herzliches Dankeschön an alle Delegierten für ihren unermüdlichen Einsatz und ihre Beiträge.