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Oktober 27, 2025
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Tamara Cibulkova

Botschafter Šimon Michalčík: Seine Reise voller Hoffnung, Bäumen und Geschichten

Aus der Reihe Inspirierende Geschichten von Botschafter*innen für Klimagerechtigkeit weltweit


„Immer wenn eine Bewegung aus dem Rampenlicht verschwindet, taucht eine andere auf. Die Energie für Klimagerechtigkeit ist widerstandsfähig – sie wird nicht erlöschen. Selbst wenn sich die Banner ändern, bleibt das Engagement bestehen.“ – Šimon Michalčík, im Interview 2025


Mit 14 Jahren verwandelte Šimon Michalčík seine Angst vor der Zukunft in eine Mission voller Hoffnung. Während er als Jugendmoderator bei einem internationalen Umweltfilmfestival in seiner Heimatstadt Ostrava in Tschechien freiwillig half, sah er einen Dokumentarfilm, der alles verändern sollte. Der provokant betitelte Film „You’re not gonna be here anymore, but we will!“ erzählte die Geschichte von drei jungen Veränderern, darunter Felix Finkbeiner, der mit neun Jahren Plant-for-the-Planet gründete und Kinder weltweit inspirierte, sich für das Klima einzusetzen.

Nachdem er den Film dem Publikum vorgestellt hatte, blieb Šimon noch sitzen, um den Anfang zu sehen. Minuten später war er so gebannt, dass er bis zum Abspann nicht mehr aufstand. Voller Inspiration schrieb er sofort eine E-Mail an die Bewegung und bekundete seinen Wunsch, mitzumachen. Die Antwort kam schnell: Er konnte – und so begann für den engagierten Schüler eine lebenslange Reise für Klimagerechtigkeit. Sein Leben war von diesem Moment an für immer verändert. Heute ist Šimon Gründer und Direktor von Plant-for-the-Planet Tschechien. Mit seiner Arbeit empowert er eine neue Generation von Jugendlichen, aktiv zu werden – durch Geschichten, durch Bäume, durch echte Klimaschutzmaßnahmen. Schritt für Schritt, Baum für Baum, verändert er die Welt.

Vom Schulprojekt zu einer Bewegung

Was als kleines freiwilliges Schulprojekt im Jahr 2014 begann, entwickelte sich schließlich zu Plant-for-the-Planet Tschechien, das 2020 gegründet wurde. Šimons Vision war es, junge Menschen in Tschechien zu empowern, global zu denken und lokal zu handeln – gleichzeitig musste er aber auch die praktischen Aspekte seines Studiums in Großbritannien finanzieren.

„Mir wurde klar, dass ich, um wirklich etwas zu bewirken, meine freiwillige Arbeit in etwas Nachhaltiges verwandeln musste“, erinnert sich Šimon. „Ich habe Menschen weit über mein unmittelbares Netzwerk hinaus kontaktiert und schließlich großzügige Förderer gefunden, die es möglich machten, eine professionelle gemeinnützige Organisation von Grund auf aufzubauen.“

Unter Šimons Leitung hat Plant-for-the-Planet Tschechien über 2.000 junge Menschen mobilisiert und sie dazu inspiriert, selbst Botschafter*innen für Klimagerechtigkeit zu werden. Sein Ansatz ist einfach, aber wirkungsvoll: Junge Menschen identifizieren, die bereits daran interessiert sind, ihre Gemeinschaft zu verbessern oder Klimathemen anzugehen, ihnen die nötigen Fähigkeiten vermitteln und ihnen Möglichkeiten geben, sich mit Gleichgesinnten und Botschafter*innen weltweit zu vernetzen.

„Junge Menschen können sich mit Klimagerechtigkeit identifizieren, weil sie sie direkt betrifft“, erklärt Šimon. „Unsere Mission ist es, ihnen Werkzeuge, Wissen und Inspiration zu geben, damit sie echte und sinnvolle Maßnahmen ergreifen können.“

Die Kraft von positivem Storytelling

Für Šimon steht das Erzählen von Geschichten schon immer im Zentrum von Klimaschutzaktionen. Es war eine Geschichte, die ihn zuerst zur Bewegung brachte, und heute nutzt er Narrative als Werkzeug, um andere zu inspirieren.

„Ich bin durch Geschichten zum Klimaschutz gekommen: Die fiktiven Geschichten, mit denen ich aufgewachsen bin, haben meine Leidenschaft entfacht, und dann hat mir die Geschichte von Felix einen konkreten Handlungsweg gezeigt. So viele Menschen werden durch Geschichten begeistert, oft ohne es überhaupt zu merken“, erklärt er.

Šimon beobachtet, dass viele der heutigen Klimageschichten zwar Aufmerksamkeit erzeugen, aber oft nicht zur Handlung motivieren: „Menschen verfangen sich oft in tragischen Geschichten über die Klimakrise. Sie sind eindrucksvoll, um das Problem zu zeigen, aber sie bringen die Leute nicht dazu, etwas zu tun. Leider haben wir uns daran gewöhnt, wirklich entmutigende Geschichten über eine düstere Zukunft unter der Klimakrise zu erzählen. Deshalb liegt mir positives Storytelling im Klimabereich so sehr am Herzen. Wir brauchen optimistische – aber nicht naive – Darstellungen der Zukunft, wenn wir mit anhaltender Energie und Hoffnung darauf hinarbeiten wollen. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus verschiedenen Disziplinen unterstützen diesen Ansatz, doch nur sehr wenige Erzähler setzen ihn tatsächlich um.“

Durch seine Texte, Vorträge und sein Engagement versucht Šimon, Einstellungen von Verzweiflung zu Entschlossenheit zu verändern und zu zeigen, dass Geschichten Sorge in greifbares Handeln verwandeln können.

Sein TEDx-Vortrag „The Untold Climate Story“ zeigt die Kraft des Storytellings eindrucksvoll – ein Erlebnis, das inspiriert und motiviert.

Samen der Hoffnung in Ghana pflanzen

Šimons Vision reicht weit über Tschechien hinaus. Seit 2020 arbeitet er eng mit Plant-for-Ghana zusammen, gegründet von Botschafter Mohammed Rabiu Dannakabu. Bis Ende 2025 wurden durch diese Partnerschaft bereits 61.000 Bäume gepflanzt. Seine drei Besuche in Ghana zwischen 2023 und 2024 festigten eine wichtige Erkenntnis: „Handeln für Klimagerechtigkeit wird von Menschen getragen. Selbst mit Plänen, Strategien und Mitteln sind es die Menschen, die es möglich machen. Das ist sowohl die Herausforderung als auch die Freude an dieser Arbeit.“

„Menschen sind das Wichtigste in jedem Projekt. 90 % dessen, was wir täglich tun, dreht sich um Menschen: mit wem wir zusammenarbeiten, wie wir zusammenarbeiten und welche Ideen die verschiedenen Menschen einbringen. Renaturierung und Klimaschutz gehören den Menschen – sie werden von den Menschen getragen. Selbst mit einem soliden Plan, einem detaillierten Budget und einer langfristigen Strategie ist man erst zu einem Prozent fertig. Es sind die Dynamiken, die Menschen einbringen, die die Arbeit spannend und herausfordernd machen“, erklärt Šimon.

Ein besonders bewegender Moment für ihn war, als er sah, wie die Bäume aus dem ersten Pflanzjahr zum ersten Mal Cashewfrüchte trugen. Ein Zeichen dafür, dass Renaturierungsarbeit nicht nur Zahlen auf einem Blatt sind, sondern dass Leben auf das Land zurückkehrt. „Wir stellen keine KPIs oder Biodiversitätsindizes wieder her; wir stellen die Beziehung zwischen Menschen und Nicht-Menschen wieder her“, reflektiert er.

„Lange Zeit dachte ich bei den Bäumen nur: ‚Sie sind noch kleine Setzlinge.‘ Und dann – zack – hängt eine wunderschöne Cashewfrucht an einem der Äste. Und auch der Moment, als meine Kollegin Anna, unsere damalige wissenschaftliche Beraterin, bei einem der Feldbesuche Affenkot entdeckte – bis dahin hatte ich gar nicht realisiert, dass Tiere auf dem Gelände sind. Das fühlte sich an wie ein Zeichen, dass sie vielleicht zurückkehren oder besser gesagt: noch nicht ganz verschwunden sind. Ich glaube, sie werden den Wald lieben, den wir für sie vorbereitet haben.“ Šimon blickt mit einem Lächeln auf seine Zeit in Ghana zurück.

Vom Wandern, Schreiben und Inspiration

Um neue Energie zu tanken und die Verbindung zu seinem Engagement zu stärken, setzt Šimon auf Wanderungen. Seine bisher ambitionierteste Tour führte ihn über fast sechs Monate quer durch Neuseeland – eine Zeit voller Reflexion und Inspiration. „Wenn Aktivismus mechanisch wird oder auf Autopilot läuft, verliert er seine Wirkung. Draußen in der Natur finde ich zurück zu dem, warum wir diese Arbeit tun“, erklärt Šimon.

Mit Blick auf die Zukunft konzentrieren sich Šimon und Plant-for-the-Planet Tschechien darauf, eine neue Welle des Klimaschutz-Engagements unter tschechischen Jugendlichen zu entfachen – verwurzelt in Renaturierung, Klimagerechtigkeit und dem Prinzip ‚global denken, lokal handeln‘.

„Die Geschichten, die wir heute erzählen, prägen die Welt von morgen“, erklärt er. „Durch Renaturierung, Worte und Handeln können wir Hoffnung säen und echten Wandel mobilisieren.“ Šimon arbeitet weiterhin intensiv an dieser Zusammenarbeit und baut eine Basisbewegung auf, die Tschechien und Ghana miteinander verbindet.

Mehr über Šimons und Mohammeds inspirierende Partnerschaft sowie darüber, wie zwei engagierte Menschen Wälder wiederherstellen und Gemeinschaften über Kontinente hinweg unterstützen, kannst du hier lesen.