
In Bonn wurde bei der Klimakonferenz SB 62 die nächste UN-Weltklimakonferenz COP 30 in Belém, Brasilien, vorbereitet. Vom 16. bis 26. Juni trafen sich Delegierte aus aller Welt, um über den Fortschritt beim internationalen Klimaschutz, den Klimaanpassungen und der Finanzierung von Schäden zu sprechen. Auch wir waren mit einer Delegation in Bonn vertreten und veranstalteten am 25. Juni ein gut besuchtes Side-Event zur Tropical Forest Forever Facility (TFFF).
Regenwaldschutz bei der COP 30: Wird die TFFF zum Game-Changer?
Im Fokus unseres Side-Events bei der SB 62 stand die Frage, ob und wie die TFFF als ein „Game-Changer“ für den Regenwaldschutz bei der COP 30 Erfolg haben wird. Denn der Fonds – vergleichbar mit einem Geldtopf, in den viele Menschen Geld einzahlen – steht gleich vor mehreren Herausforderungen, wie Dr. Hugo Rosa, Politikreferent bei OroVerde, den Anwesenden erklärte. Zu den Schwierigkeiten gehören etwa die ökologische Integrität oder die Überwachung des neuen Modells.
Doch auch die Finanzierung wird diskutiert. Die TFFF soll durch ihre spezielle Struktur als Investitionsfonds die tropischen Regenwälder langfristig erhalten. Länder, die bereits Entwaldung und Degradierung eindämmen und damit ihre Wälder erhalten, sollen dafür finanziell belohnt werden. Das Geld kann wiederum für nachhaltige Entwicklungsinitiativen genutzt werden. Wer seine Wälder nicht schützt, bekommt somit auch keine finanziellen Mittel. Die Initiative wurde von der brasilianischen Regierung vorgeschlagen und soll bei der COP 30 in Belém offiziell bekannt gemacht werden.
Die Zukunft der TFFF – Bereits elf Länder unterstützen die Idee
Damit die TFFF eine Zukunft hat, braucht es vor allem Investitionen von Regierungen. Das ist ein wichtiger Punkt, den auch unsere Podiumsgäste erörtert haben. Einen Einblick in die TFFF gaben:
- Botschafterin Liliam Chagas, Direktorin für Klima, Außenministerium der Föderativen Republik Brasilien
- Ing. Andrea Lucrecia Fión Góngora, Direktorin für Klimawandel, Umweltministerium der Republik Guatemala
- Miriam Philippe, Abteilung für Wälder und Biodiversität, Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
- Carlos Rittl, Public Policy Direktor bei der Wildlife Conservation Society
Insgesamt elf Staaten haben ihre Unterstützung für die TFFF bereits mündlich zugesichert. Darunter Deutschland, Norwegen und Großbritannien. Doch konkrete finanzielle Zusagen stehen weiterhin aus. Die brasilianische Botschafterin Chagas verwies in der Diskussion auch auf das Versprechen der Industrieländer, das im Rahmen der Klimarahmenkonvention und des Pariser Abkommens abgegeben wurde – nämlich Entwicklungsländern Mittel bereitzustellen, um den Übergang zu einer klimafreundlichen Entwicklung zu ermöglichen.

V. l. n. r.: Dr. Hugo Rosa, Sagar Aryal (CTO bei Plant-for-the-Planet), Carlos Rittl, Ambassador Liliam Chagas, Ing. Andrea Lucrecia Fión Góngora und Jesse Chase-Lubitz (Klimajournalistin bei Devex und Moderatorin der Veranstaltung).
Die TFFF braucht verbindliche Zusagen – Warum Staaten zögern
Aktuelle politische Entwicklungen zeichnen jedoch ein gegenteiliges Bild. Finanzielle Kürzungen in den Haushalten einiger Staaten und die Verschiebung von Prioritäten belasten die Entwicklungshilfe und die internationale Zusammenarbeit im Ganzen. Auch die Bundesregierung hat, wie Philippe erklärte, erhebliche Mittel in diesem Bereich gestrichen. Das trifft auch den Klimaschutz, der auf solche Hilfen angewiesen ist.
Die Entwicklung macht deutlich, dass die Finanzierung von Klimaschutz für viele Regierungen an Bedeutung verliert. Doch das Podium betonte auch, dass die TFFF keine anderen Finanzierungsmechanismen für Klima- oder Umweltschutz ersetzen soll – sie soll bestehende Instrumente ergänzen.
Da die TFFF auch von Marktmechanismen abhängt, auf die Investoren keinen Einfluss haben, besteht – wie bei jeder Investition – ein Restrisiko, Geld zu verlieren. Philippe betonte in diesem Zusammenhang, dass es sich dabei auch um Steuergelder handle. Dass die Weltbank in die TFFF-Pläne einbezogen ist, halte sie für eine gute Entscheidung.
Das Potenzial des TFFF für Indigene Völker und Lokale Gemeinschaften
Die TFFF besitzt jedoch im Vergleich zu anderen Finanzierungsmodellen für den tropischen Regenwald eine besonders wichtige Komponente: die Zusammenarbeit mit Indigenen Völkern und Lokalen Gemeinschaften (IPLCs), die mit und im tropischen Regenwald leben. Diese Gruppen spielen eine zentrale Rolle, wie Fión Góngora betonte.
Wichtig sei vor allem der Aufbau von Vertrauen zu diesen Menschen. Denn sie spielen eine zentrale Rolle beim Schutz des Regenwaldes, indem sie etwa die Entwaldung kontrollieren. Sie erklärte auch, dass der Mechanismus der TFFF mit den lokalen Wirtschaftskreisläufen verknüpft werden sollte, um sicherzustellen, dass die Menschen durch den Schutz des Waldes auch eine nachhaltige Lebensgrundlage erhalten. Der aktuelle Entwurf der TFFF sieht bereits vor, dass mindestens 20 Prozent der Einnahmen eines Staates durch den Fonds an die lokalen und indigenen Völker verteilt werden. Mit Spannung wird der neue Entwurf des TFFF, der im Juli erscheinen soll, erwartet.
Der Weg zur COP 30: Der Regenwaldschutz darf nicht scheitern
Die Diskussion bei unserem Side-Event hat gezeigt, dass das Interesse an einer neuen Art der Finanzierung groß ist. Die TFFF bietet einen völlig neuen Ansatz zum Regenwaldschutz. Doch ohne Investitionen kann ein solcher Fonds nicht etabliert werden. Wir bei Plant-for-the-Planet setzen uns für die TFFF ein, die indigene Interessen schützt und alle Formen der Regenwald Degradierung sanktioniert. Nicht nur Aufforstung, sondern auch der Schutz des bestehenden tropischen Regenwaldes ist im Kampf gegen die Klimakrise entscheidend. Noch immer verzeichnen wir eine massive Abholzung der tropischen Wälder. Wir appellieren an alle Staaten, die die TFFF unterstützen, zeitnah verbindliche Zusagen zu machen – damit bei der COP 30 ein neues Kapitel im Schutz des tropischen Regenwaldes beginnt.