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November 25, 2025
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Tamara Cibulkova

Von Fossilien zu Klimafinanzierung: Wie der 14-jährige Johann aktiv wurde

Aus der Reihe Inspirierende Geschichten von Botschafter*innen für Klimagerechtigkeit weltweit


Wenn Johann Eickenbrock von seinem Weg als Botschafter für Klimagerechtigkeit erzählt, beginnt er nicht bei Konferenzen oder politischen Verhandlungen – auch wenn diese heute Teil seines Engagements sind. Er beginnt mit Steinen.

Schon als Kind verbrachte Johann Stunden draußen, auf der Suche nach Mineralien, Fossilien und allem, was die Geschichte der Natur unter seinen Füßen erzählte. Er engagierte sich ehrenamtlich beim NABU, half beim Aufbau von Amphibienschutz-Zäunen und entwickelte ein tiefes Gespür für die lebendigen Systeme um ihn herum. „Ich liebte es, draußen zu sein, und war fasziniert davon, wie komplex und lebendig alles wirkte“, erinnert er sich.

Doch alles änderte sich in der Oberstufe. In der natur- und klimapolitischen Arbeitsgruppe seiner Schule erkannte Johann, dass genau die Natur, die er bewunderte, bedroht war – nicht zufällig, sondern durch Entscheidungen in den von Menschen geschaffenen Systemen. Dieser Schock trieb ihn zum Handeln. Einige Schüler*innen der Gruppe waren bereits Botschafter*innen für Klimagerechtigkeit bei Plant-for-the-Planet, und so war der nächste Schritt klar. 2014 besuchte Johann gemeinsam mit einem Freund eine Akademie und trat mit gerade einmal 14 Jahren in eine Rolle ein, die die kommenden zehn Jahre seines Lebens prägen sollte.


Mit einer Bewegung aufwachsen

Elf Jahre später blickt Johann auf Plant-for-the-Planet als einen Ort zurück, der Angst in Aktion verwandelt hat. „Es hat mir gezeigt, dass so viele Menschen, besonders junge Menschen, sich der Klimakrise nicht nur bewusst sind, sondern bereits an echten Lösungen arbeiten. Anstatt von der Größe des Problems gelähmt zu werden, habe ich verstanden: Wenn uns eine lebenswerte Zukunft am Herzen liegt, müssen wir selbst aktiv werden“, erklärt er.

Ein Funke, der seine frühe Leidenschaft entzündete, kam aus der Stimme von Sir David Attenborough. Dessen Dokumentationen zeigten sowohl die Wunder der Natur als auch das Ausmaß ihrer Zerstörung. Diese leise, aber kraftvolle Botschaft blieb Johann im Gedächtnis und trieb ihn schließlich zu globalem Engagement.

Klimaschutz kann erschöpfend sein, doch Johanns Hoffnung schöpft er aus den Menschen – aus Jugendbewegungen und aus dem Gefühl, nicht allein zu sein. „Wenn wir zusammenkommen, können wir Dinge bewegen, die einst unmöglich schienen“, sagt er. Immer wenn die Dimension der Klimakrise überwältigend wirkt, erinnert er sich an Momente, in denen kollektives Handeln wirklich etwas veränderte – sei es das Pariser Abkommen oder unzählige lokale Erfolge, die gewöhnliche Menschen durch Engagement und Organisation erzielt haben. Seine Energie zieht er daher direkt aus der Arbeit selbst: „Klimaschutz ist keine Pflicht. Es fühlt sich wie eine Leidenschaft an. Je mehr ich lerne, desto mehr möchte ich mich einbringen.“

Vom Jugendaktivisten zum Forscher für Klimafinanzierung

Heute studiert Johann Eickenbrock Klimafinanzierung am Imperial College London, angetrieben von einer klaren Erkenntnis: Es fehlen nicht die Lösungen, es fehlt das Kapital. Jahre der Teilnahme an Klimakonferenzen zeigten ihm, dass die Umsetzung oft stockt – nicht, weil die Ideen schlecht sind, sondern weil das Geld in die falschen Kanäle fließt. „Finanzierung bestimmt, was gebaut wird, wessen Prioritäten zählen und wie schnell wir handeln können. Wenn Finanzen einer der entscheidenden Hebelpunkte sind, will ich genau dort arbeiten“, erklärt er. Dieser Blickwinkel verankert seinen Aktivismus in Realismus, ohne die Ambitionen zu verlieren. Klimapolitik müsse immer durch den Filter der finanziellen Machbarkeit betrachtet werden, argumentiert Johann. Sein akademischer Schwerpunkt liegt auf Biodiversität und Naturfinanzierung – einem Bereich, den er als entscheidend ansieht, um den Verlust von Ökosystemen umzukehren.

Das globale Botschafter-Netzwerk stärken

Johanns Engagement endet nicht bei seiner eigenen Arbeit. Als Mitglied und ehemalige Co-Leitung des Global Ambassadors Council (GAC) hat er daran gearbeitet, die mehr als 100.000 Botschafter*innen für Klimagerechtigkeit weltweit zu vernetzen und zu stärken. Der GAC ist das Herzstück der Jugendbewegung innerhalb von Plant-for-the-Planet. Er hält Botschafter*innen engagiert, verstärkt die Perspektiven junger Menschen und sorgt dafür, dass ihre Stimmen die Entscheidungen der Organisation mitprägen. Im Laufe der Jahre übernahm Johann unterschiedliche Rollen – vom Schatzmeister bis zum Projektleiter. Besonders ein Projekt sticht hervor: die Ambassador Awards.

Die Idee hinter den Awards war einfach, aber wirkungsvoll: Junge, brillante Botschafter*innen leisteten beeindruckende Arbeit, deren Wirkung jedoch oft unbemerkt blieb. Johann wollte das ändern. „Diese jungen Menschen stecken so viel Energie und Kreativität in ihre Projekte. Sie haben Anerkennung verdient“, sagt er. Mit regionalen und globalen Auszeichnungen stellte Johann sicher, dass Botschafter*innen von Mumbai bis Mexiko-Stadt gefeiert, motiviert und inspiriert werden konnten, ihre Arbeit fortzusetzen. Die ersten Ambassador Awards fanden erfolgreich 2024 statt, und Johann hofft, dass sie nun jährlich vergeben werden.

Das Botschafter-Netzwerk auf der globalen Bühne vertreten

Johann Eickenbrock hat bereits an vier großen UN-Klimakonferenzen teilgenommen: COP 26, COP 27, COP 28 und nun COP 30. Mit jeder Konferenz wird die Bedeutung der Stimmen junger Menschen deutlicher. „Die Entscheidungen auf der COP werden die Zukunft prägen, doch getroffen werden sie meist von Menschen, die diese Zukunft nicht so intensiv erleben werden wie wir“, erklärt er. Besonders junge Menschen, indigene Gemeinschaften, Menschen im Globalen Süden und andere besonders betroffene Gruppen tragen den größten Teil des Klimarisikos – obwohl sie am wenigsten zur Krise beigetragen haben. Ihre Stimmen müssen Johann zufolge im Zentrum der Verhandlungen stehen, nicht als nachträglicher Gedanke.

Eine Botschaft an junge Menschen: Sei mutig

Sei mutig und sprich darüber, was du tun willst“, betont Johann. Ideen entstehen im Gespräch, und Chancen ergeben sich, wenn man sich äußert. Wirkung entsteht selten aus Schweigen.

Seine Botschaft an alle Botschafter*innen für Klimagerechtigkeit:

„Ihr seid nicht allein. Ihr seid Teil einer globalen Gemeinschaft junger Menschen, die genauso leidenschaftlich handeln wie ihr. Feiert euch gegenseitig, teilt eure Ideen und habt keine Angst, etwas Großes zu starten. Junge Menschen haben bereits globale Debatten verändert. Sprecht weiter, organisiert euch, unterstützt euch gegenseitig – so entsteht echter Wandel.“

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