
Was dem Feuer standhält: Ein Wald, der sich nicht unterkriegen lässt
Wenn du täglich aufstehst, um tausende Bäume zu pflanzen, gegen vertrocknetes Unkraut kämpfst, das sich wie ein Zündteppich um die Setzlinge legt und Tag und Nacht darauf achtest, dass sie gut gedeihen – dann werden die gepflanzten Bäume ein Teil von dir.
Wenn dann ein lodernder Brand die kleinen Setzlinge bis auf den Boden verzehrt, verbrennt ein Teil von dir mit.
Du stehst da und musst mit ansehen, wie Jahre harter Arbeit in Asche zerfallen. Die Hoffnung scheint fern, doch plötzlich regt sich etwas… etwas Kleines, das man anfangs kaum bemerkt. Du kehrst zurück zu den Feldern und entdeckst, wie grüne Triebe aus den verkohlten Baumstümpfen sprießen. Leben, das sich durch die Asche kämpft. In diesem Augenblick erinnerst du dich, warum du angefangen hast.
Wenn alles in Flammen steht, beginnen wir von vorne
Laut aktuellen Forschungen des World Resources Institute sind Feuer heute eine der führenden Ursachen für die Degradierung von Wäldern. Allein im Jahr 2024 erreichte der weltweite Verlust an Baumflächen mit 30 Millionen Hektar einen Rekordwert. Fast die Hälfte davon ist auf Brände zurückzuführen. Diese Flammen reißen nicht nur Bäume nieder, sie zerstören in Sekundenbruchteilen Jahre voller Hingabe, harter Arbeit und Wachstum.
An unseren Pflanzflächen mussten wir die Zerstörung hautnah miterleben. Nachdem das Feuer gelöscht war, beseitigten wir das verkohlte Holz und die Überreste, um den Boden für einen Neuanfang vorzubereiten. Die Felder waren still, fast schon schmerzhaft leer. Unsere Leitung für Renaturierungsarbeiten Oscar blickte über das Land und seufzte:
„So breit war schon der Baum, den wir letztes Jahr gepflanzt hatten “, erklärte er und deutete auf einen dicken Stumpf, der vor den Bränden höher als wir beide gewesen sein muss.
Auf einmal änderte sich sein Gesichtsausdruck. Seine Augen leuchteten auf, als er bemerkte, dass aus dem schwarzen Baumstamm ein kleiner grüner Trieb wuchs.
„Und das hier“, lächelte er, „ist der Baum, der wieder nachwächst.“

Im Boden verwurzelte Widerstandskraft
Dieser winzige Zweig erzählt uns alles, was wir wissen müssen. Selbst nach einem heftigen Feuer sind Bäume in der Lage, wieder ins Leben zurückzufinden. Ihre starken Wurzelsysteme überdauern unter der Erde, speichern Kraft und warten auf den richtigen Moment, um wieder auszutreiben.
Das ist kein Zufall, sondern echte Resilienz. Es ist der Beweis dafür, dass die Ökosysteme, die wir renaturieren, sich zunehmend zur Wehr setzen können. Brände mögen Oberflächen zerstören, doch darunter hält das Leben stand. Ganz ruhig und beständig wächst es neu heran, genauso wie wir es immer wieder schaffen, neu aufzustehen.
An unseren Projektflächen konnten wir dieses Wunder miterleben. Bäume, die tot wirkten, sind inzwischen mit frischem Laub bedeckt. Dass die Bäume wieder nachwachsen, sagt mehr aus als bloßes Überleben. Es geht um die Fähigkeit zur Anpassung und Heilung.
Die Natur ist komplex und resilient
Wenn es um Überlebensraten geht, rechnen viele mit makellosen Zahlen. Doch die Natur verläuft nicht geradlinig. Einige Bäume gehen zugrunde, andere wachsen wiederum kräftiger als je zuvor. Manche Arten verschwinden vorübergehend, aber kehren zurück, sobald sich das Ökosystem stabilisiert hat.
Wir setzen nicht auf Perfektion, sondern auf Belastbarkeit. Denn jeder Baum, jeder Trieb und jedes Gras, das sich durch die Asche kämpft, erzählt eine Geschichte von Durchhaltevermögen.
Die Natur macht uns klar, dass Verlust nicht das Ende ist. Dass, selbst wenn ein Wald Feuer fängt, er den Boden für neues Leben vorbereitet. Und dass manchmal das, was wir für einen Abschluss halten, in Wirklichkeit der Anfang von etwas Neuem und Stärkerem ist.
Was wir vom Wald lernen
Der Wald lehrt uns.
Er zeigt uns, was Geduld bedeutet.
Er bringt uns Demut bei.
Doch vor allem lehrt er uns, niemals aufzugeben.
Die Arbeit von Wochen kann in nur einem Tag vernichtet werden, aber der Wald gibt nicht auf. Wir erst recht nicht (lies hier, wie wir unsere Pflanzflächen vor Bränden schützen).
Sobald wir sehen, dass Grün durch den verbrannten Boden bricht, wissen wir, dass Widerstandskraft in den Wurzeln steckt. In der Stärke, die wir gemeinsam aufgebaut haben, sowie in den Netzwerken, die wir genährt haben, im Vertrauen darauf, dass selbst aus Verlust Leben erwächst.
Denn kein Feuer kann die Hoffnung zerstören, die unter der Erde liegt.












