liebe Mitglieder und Freundinnen und Freunde von Plant-for-the-Planet,
viele von Ihnen und euch haben den Artikel in der ZEIT Ausgabe 53/2020 gelesen, der am 16. Dezember über Plant-for-the-Planet erschienen ist. Dieser Artikel trifft uns als Stiftung und mich persönlich als Gründer sehr, weil er ein völliges Zerrbild zeichnet, Sachverhalte falsch darstellt und mit Vermutungen und Unterstellungen arbeitet.
Wir sind als Plant-for-the-Planet gewohnt, viele Fragen von Medienvertretern zu uns, den Projekten und den Pflanzgebieten zu bekommen. Diese Fragen beantworten wir immer, da wir seit Gründungsbeginn transparent arbeiten und wissen, wie wichtig das Vertrauen in unser Tun ist.
Da wir seit Gründung sehr viel Wert auf Transparenz legen und wir nicht die Möglichkeit haben, einfach in einer großen Zeitung die Tatsachen korrekt darzustellen, wende ich mich direkt an Sie und euch, damit Sie sich und ihr euch ein Bild machen können/könnt.
Bevor ich auf die Entstehung des Artikels und einige dort genannte Punkte eingehe möchte ich eines deutlich zu Beginn sagen: Alle von uns genannten Zahlen zu den gepflanzten Bäumen sind korrekt. Für jede Pflanzung gibt es Protokolle, die nachprüfbar sind. Wir arbeiten vor Ort mit Expert*innen zusammen, die sicherstellen, dass diese Pflanzungen ökologisch sinnvoll sind. Wir agieren nicht ideologisch, sondern auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse.
In diesem Fall haben wir gleich 66 Fragen gestellt bekommen und beantwortet. Darunter auch solche, die mit der Stiftung nichts zu tun haben, sondern Aktivitäten weit vor meiner Geburt und vor der Gründung von Plant-for-the-Planet betrafen.
Zusätzliche Fragen wurden so gestellt, dass wir sie nur ohne Prüfung beantworten konnten. So erhielt ich am Morgen des 6. Dezember, dem 2. Adventssonntag, einen Katalog mit zehn Fragen. Die Frist zur Beantwortung wurde mir auf Montagmorgen, 5:30 Uhr gesetzt.
Auch ein anderes Vorkommnis hat bei mir viele Fragen zu dieser Recherche aufgeworfen: Am 16. Oktober wurde eine regionale Journalistin von der Autorin des Artikels beauftragt, zu unseren Flächen in Mexiko zu fahren. So etwas begrüßen wir immer, zu jedem Zeitpunkt haben wir Medien den Zutritt gewährt oder immer alle Fragen beantwortet. Diese Journalistin aber stellte lediglich dem Koch der Kantine, der sie getroffen hatte, forstwirtschaftliche Fachfragen, die er natürlich nicht beantworten konnte. Der Koch bot ihr an, mit mir zu sprechen, denn ich arbeitete vor Ort in einem Gebäude zusammen mit zweien unserer Ökologen. Auch wurde ihr angeboten unsere Baumschule zu besuchen und die Pflanzflächen vor Ort zu besuchen, wo unsere 108 Forstarbeiter pflanzten, um zu prüfen und zu fotografieren. Jene Pflanzungen, die in dem Artikel angezweifelt werden, wären vor Ort besuchbar gewesen. Doch dies wurde abgelehnt. Im Artikel schreiben die Autoren dann, sie hätten “über Monate in Deutschland und Mexiko recherchiert.”
Auch deswegen möchte ich einige der Andeutungen und Vorwürfe, die in dem Artikel vorkommen, direkt kommentieren.
- Der Tropischer Trockenwald ist eins der bedrohtesten Ökosysteme der Welt (Portillo-Quintero et al. 2009). In vielen Ländern existieren nur noch weniger als 10% der ursprünglichen Fläche (Garcia et al. 2014). Die Tier- und Pflanzenarten dieser Gebiete sind gefährdet und zählen zu den Biodiversitätshotspots. Deshalb haben wir uns entschieden in Campeche aufzuforsten.
- Wir haben den Journalisten korrekt mitgeteilt, dass wir seit knapp 20 Jahren ein Familienunternehmen im mexikanischen Bundesland Quintana Roo im Bereich nachhaltige Stadtentwicklung betreiben. Dies wurde nie verheimlicht. Dieses Unternehmen ist jedoch in einem anderen Bundesland tätig und hat nichts mit Wald, Bäumen oder Holz zu tun.
- Immer schon hat Plant-for-the-Planet transparent gesagt, dass es sinnvoll sein kann, einzelne Bäume selektiv zu fällen, damit andere, stärkere Bäume sich besser entfalten können. Das ist eine ganz normale Praxis. Es gibt aber heute keine Planung, Bäume zur Holzgewinnung zu fällen. Vor allem hat und wird Plant-for-the-Planet niemals eine Holzplantage anlegen. Das haben wir den Journalisten so auch in zwei Antworten mitgeteilt.
- Es wird auch behauptet, dass das Pflanzen von Bäumen, auf Flächen auf denen nicht alle Bäume zerstört wurden, nicht sinnvoll sei. Es handelt sich um degradierte Flächen, auf denen viel illegal gerodet wurde. Wir versuchen gezielt die verlorengegangen Baumarten zu ersetzen. Das nennt sich Enrichment Planting. Dadurch wird die Artenvielfalt des Waldes erhöht. Außerdem erhöhen diese von uns gepflanzten Arten durch ihre hohe Holzdichte langfristig den in dem Wald gespeicherten Kohlenstoff. Die Hälfte der Biomasse eines Waldes binden 5% der Bäume (Bastin et al. Scientific Reports 2015). Und genau auf die Wiederherstellung dieser Bäume konzentrieren wir uns.
- Natürlich pflanzen wir auch Baumarten mit ökonomischen Wert. Genau wegen diesem Wert wurden diese Baumarten gerodet und deshalb müssen diese Arten ersetzt werden.
- Es ist wirklich verzerrend dargestellt, dass der ehrenamtliche, unbezahlte Präsident von Plant-for-the-Planet Mexiko „zuweilen mit einem Privatflugzeug zum Pflanzgebiet in den Regenwald“ fliegt. Wir haben den Journalisten bestätigt, dass Dr. Raul Negrete Cetina, in seinem Beruf vereidigter Grundstücksgutachter, als „Hobbypilot sich seit 2011 mit zwei Freunden eine Cessna 182, Baujahr 1969 teilt“. Jeder Pilot muss eine Mindestmenge an Flugstunden im Jahr absolvieren. Deswegen nutzt er diese 51 Jahre alte Propellermaschine gelegentlich, um zu den Wiederaufforstungsgebieten zu kommen, zu denen er sonst sechs Stunden mit dem Auto fährt. Wir haben den Journalisten ebenso mitgeteilt, dass „die Cessna 182 auf dem Flug von Playa del Carmen-Calakmul ca. 83 Liter und der Toyota Hilux für die Strecke Playa del Carmen-Constitución ca. 82 Liter“ verbraucht und Dr. Raul Negrete das Flugbenzin privat bezahlt, es sei denn, wenn er gelegentlich Gäste von Plant-for-the-Planet befördert, die am selben Tag wieder zurück müssen. Das sind zweifelsohne große Mengen Benzin, was keinen Klimaschützer glücklich machen kann. Die einzige Möglichkeit aber dieses Benzin einzusparen hieße, die Pflanzungen nicht zu überwachen, keine transparenten Antworten liefern zu können. Das kann kaum im Interesse der Spender und der Öffentlichkeit sein.
- Die Überlebensquote von 94 Prozent wird angezweifelt. Wir haben, wie wissenschaftlich üblich, mit Plots gearbeitet. Auf jenen wurde 2016 die Überlebensrate ermittelt und so hochgerechnet. So werden auch Überlebensraten bei Menschen und Tieren berechnet. Natürlich können wir bei Millionen Bäume nicht jeden Einzelnen zählen.
- Wir haben nicht gesagt, „die 200 Kilo CO2 pro Baum würden sich gar nicht auf die Bäume von Plant-for-the-Planet beziehen, sondern auf Bäume in Lateinamerika generell.“ Vielmehr haben wir auf die anerkannte Studie von Poorter et al. Nature, 2016 verwiesen. Zum Verständnis haben wir auch folgende Vereinfachung mitgesendet: “Diese Studie zählt sogar nur die Aufnahme von Bäumen in 20 Jahren. Gesunde Bäume, die nicht gerodet werden, stehen aber natürlich länger als 20 Jahre und kompensieren damit weit mehr CO2. […] Natürlich nimmt ein Baum, der früher stirbt oder gefällt wird, um Platz zu machen für andere Bäume (Ausdünnung), weniger auf. Dafür nimmt der Baum, der stehen bleibt und mehr Platz hat, dafür umso mehr auf. Ein 35 Meter hoher Kaugummibaum (Manilkara zapota) mit ca 80 cm Stammdurchmesser zum Beispiel nimmt in 50 Jahren ca. 4.3 Tonnen CO2 auf (Ramirez et al. 2017) , das 21-fache der 200 kg.“
Diese Liste lässt sich lange fortführen. Da ein Großteil unserer Antworten nicht in den Artikel, einfloss, haben wir unsere Antworten im FAQs unserer Website veröffentlicht.
Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer,
liebe Mitglieder und Freundinnen und Freunde von Plant-for-the-Planet,
ich kann verstehen, wenn dieser Artikel das Vertrauen in uns verletzt hat. Sie wissen, dass ich und meine Eltern seit Gründung ehrenamtlich und unbezahlt für Plant-for-the-Planet arbeiten. Ich habe ein Ziel: Bäume zu pflanzen, um das Klima zu schützen. Alle unsere Zahlen sind öffentlich einsehbar, mit jedem gespendeten Euro wird ein Setzling ausgepflanzt und gepflegt. Jeder Setzling wurde vorher in der Baumschule aus Samen gezogen. Wir werden auch zukünftig alles transparent und für jede und jeden überprüfbar darstellen, denn wir haben einen Traum: Milliarden Bäume zu pflanzen und dazu beitragen die +2°C-Grenze zuhalten. Davon werden wir uns auch nicht von diesem fragwürdigen Artikel aufhalten lassen.
Wenn es Fragen gibt, Unsicherheiten, Zweifel: Bitte melden Sie sich, bitte meldet ihr euch, wir beantworten alles. Wir haben in den letzten Jahren mit Ihrer und eurer Unterstützung etwas Großes aufgebaut. Und daran halten wir fest.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und euch ein gutes Weihnachtsfest und die besten Wünsche für das neue Jahr, mit mehr Bäumen und mehr Klimaschutz.
Liebe Grüße,
Felix Finkbeiner
Sprecher des Vorstands der Plant-for-the-Planet Foundation