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August 1, 2024
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Verborgene Kräfte der Bäume: Neue Forschung zeigt beeindruckende Methanbindung

Bäume sind bekannt dafür, CO₂ aufzunehmen. Doch nun hat ein internationales Forscherteam um Vincent Gauci von der University of Birmingham herausgefunden, dass im Holz und auf der Rinde lebende Mikroben auch große Mengen an Methan binden können. Diese spektakuläre Entdeckung wurde im Fachmagazin Nature veröffentlicht. Zahlreiche Medien berichten über die Studie, darunter RND, Spektrum und Die Tagesschau.

Während die  CO₂-Aufnahme über die Blätter der Bäume gut erforscht ist, gab es bisher keine breiten Untersuchungen über die Methanaufnahme von Bäumen. Bisher war man davon ausgegangen, dass der Boden die einzige Methan-Senke an Land ist.

Den Berechnungen der Studienautoren zufolge sind Bäume dadurch etwa zehn Prozent effektiver beim Dämpfen der Erderhitzung als bisher angenommen. Insgesamt schätzen die Forschenden, dass Bäume jedes Jahr zwischen 25 und 50 Millionen Tonnen Methan aus der Atmosphäre aufnehmen. Das ist deshalb so wichtig, weil Methan nach Kohlendioxid für etwa ein Drittel der globalen Erderhitzung seit der vorindustriellen Zeit verantwortlich ist. 

In den unteren Bereichen des Stamms stoßen Bäume mehr Methan aus, als sie aufnehmen. Denn im Boden entsteht Methan, wenn organisches Material unter Ausschluss von Luft abgebaut wird, was sich auf den unteren Teil des Stamms auswirkt. Ab einer Stammhöhe von 0,5 bis 1,5 Metern binden sie jedoch mehr Methan, als sie abgeben. Die Analyse hat gezeigt, dass Mikroorganismen im Holz und auf der Rinde das Treibhausgas abbauen. Besonders tropische Bäume zeigen die höchsten Raten der Methanabsorption, wahrscheinlich weil die Mikroben unter feuchtwarmen Bedingungen am besten gedeihen.

Um herauszufinden, wie relevant dieser Prozess global gesehen ist, errechneten die Forschenden mittels spezieller Lasermessung und Hochrechnung, wie viel Rinde es weltweit gibt. Das Ergebnis: Würde man die Rinde aller Bäume weltweit flach auslegen, dann würde sie die gesamte Landfläche des Planeten bedecken. Baumrinde bietet also eine riesige Fläche, auf der Klimagas gebunden werden kann.

Da es sich um eine der ersten Studien zu diesem Thema handelt, bedarf es weiterer Untersuchungen und Replikationen durch andere Forschende, um die Ergebnisse zu bestätigen.

Das Forschungsteam um Gauci möchte als Nächstes mehr über die Mikroben selbst und die Mechanismen der Methanaufnahme erfahren. Sie planen zudem zu untersuchen, ob der Methanabbau in der Atmosphäre durch Bäume weiter verbessert werden kann. 

Auch Plant-for-the-Planet führt gemeinsam mit universitären Partnern Feldversuche durch, um die Waldwiederherstellung weltweit zu verbessern. Beispielsweise wird untersucht, welche Pflanzdichte bei der Wiederherstellung tropischer Trockenwälder am effektivsten ist und wie die Bodenqualität diese beeinflusst. In einem anderen Experiment wird untersucht, ob die Wiederherstellung tropischer Trockenwälder durch Erhöhung der Stickstoffzufuhr durch Anpassung der Artenmischung beschleunigt werden kann.

Wie verändert die Studie die weltweiten Bemühungen zum Klimaschutz?

“Auf der COP26 wurde beschlossen, die Methanemissionen bis Ende des Jahrzehnts um 30 Prozent zu senken. Unsere Ergebnisse zeigen, dass das Pflanzen von mehr Bäumen und die Verringerung der Abholzung essentielle Teile jeder Strategie zur Erreichung dieses Ziels sein müssen”, sagt Vincent Gauci laut einer Mitteilung seiner Universität.

Plant-for-the-Planet fordert schon seit langem einen globalen Abholzungsstopp bis 2030. Die Dringlichkeit dieser Forderung, die auf dem UN-Klimagipfel 2021 in Glasgow beschlossen wurde, wird durch die Studienergebnisse mehr denn je bestätigt. 

Derzeit steigen die Methanemissionen schneller als jemals zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen in den 1980er Jahren. Methan entsteht, wenn organisches Material ohne Sauerstoff abgebaut wird. Vom Menschen verursachtes Methan wird zum größten Teil in der Landwirtschaft ausgestoßen, rund 30 Prozent der weltweit emittierten Menge stammt aus der Viehhaltung. Weitere Methanfreisetzung entsteht auf Mülldeponien, in Kläranlagen oder bei der Förderung von fossilen Brennstoffen wie Erdgas.

Die Studie beweist erneut, dass Wälder als komplexe Ökosysteme evolutionär perfekt angepasst sind. Die Mikroben ernähren sich von Methan und nutzen es als Energiequelle, wodurch sie in Symbiose mit dem Baum leben. Doch anstatt dieses System zu schützen und auszubauen, werden jährlich noch immer zehn Milliarden Bäume zerstört. Das ist mehr, als es in Deutschland Bäume gibt. Mit politischem Willen ist jedoch Fortschritt möglich, wie das Beispiel von Lula da Silva in Brasilien zeigt. Und davon profitiert die ganze Welt.