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Juli 14, 2025
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„Wir werden nicht gehört“: Jugendliche fordern Klimaschutz auf dem Weg zur COP 30

Eine kraftvolle Zusammenkunft im brasilianischen Nationalkongress stellte Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt des Klimaschutzes – mit konkreten Vorschlägen auf dem Weg zur COP 30.

Giovanna, 13 Jahre alt, sprach ein Gefühl aus, das viele Teenager bei der Veranstaltung „Kinder und Jugendliche auf dem Weg zur COP 30: Herausforderungen und Chancen“ am 11. Juni 2025 im brasilianischen Bundes-Senat teilten: Ihre Stimmen werden bei Entscheidungen, die ihr Leben direkt betreffen, oft immer noch ignoriert.

Das Treffen brachte Schüler*innen, Regierungsvertreter*innen, Parlamentarier*innen, UN-Organisationen sowie nationale und internationale Organisationen in einem Raum für aktives Zuhören und politischen Dialog zusammen – mit dem Ziel, die wirksame Beteiligung junger Menschen an klimapolitischen Entscheidungsprozessen zu fördern.

COP 30: Eine Konferenz der Kinder und der Chancen?

Die 30. UN-Klimakonferenz (COP 30) wird im November 2025 erstmals in Brasilien, in Belém im Bundesstaat Pará, stattfinden. Das ist eine historische Chance, die brasilianische Jugend ins Zentrum der Klimapolitik zu rücken. Die Veranstaltung in Brasília war ein strategischer Schritt, um sicherzustellen, dass ihre Stimmen nicht nur gehört, sondern auch in Entscheidungsstrukturen integriert werden.

Von Fragen zu Taten: Jugendbeteiligung neu denken

Zwei Leitfragen bestimmten die Diskussionen:

  • Was fehlt noch, damit Kinder, Jugendliche und Heranwachsende als wesentliche Akteure für Klimaschutz anerkannt werden und mit aktiver Stimme in Verhandlungen, nicht nur als Symbole der Katastrophen, die wir verhindern wollen?
  • Wie lässt sich die politische Teilhabe von Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden auf nationaler Ebene stärken, sodass ihre Stimmen konkrete Entscheidungen prägen und nicht nur in symbolischen Versprechen verhallen?

Diese Fragen führten zu tiefgehenden Reflexionen über Repräsentation, Ungleichheit und generationenübergreifende Demokratie. Junge Stimmen machten deutlich: Das Problem ist nicht mangelndes Engagement oder fehlende Vorbereitung, sondern fehlender Raum, fehlende Unterstützung und fehlendes echtes Zuhören.

Was haben Kinder und Jugendliche zu sagen?

In den Diskussionsrunden zeigten die Beiträge der Schüler*innen kritisches Denken, politisches Bewusstsein und ein tiefes Verständnis für die Dringlichkeit der Klimakrise.

Zum Klimawandel-Leugnen und individuellen Handeln: „Das eigentliche Problem ist der Unglaube an den Klimawandel. Wie kann ein Einzelner die Menschen um sich herum zum Mitkämpfen bewegen?“

Zur Begründung der Bildung: „Wie sollen Bäume an Schulen gepflanzt werden?“

Im digitalen Zeitalter sind soziale Medien zur Hauptbühne des Einflusses geworden. Der Kult um das Image und den Konsum überlagert dringende Anliegen. Über die sozialen Medien und Konsum:
„Eine Gesellschaft braucht Helden, doch im heutigen digitalen Zeitalter steht der Konsum im Mittelpunkt. Alles dreht sich ums Kaufen und das wirkt sich letztlich auf die ökologische Bildung aus.“

Zum politischen Engagement: „Über Umwelt zu sprechen, heißt über Politik zu sprechen. Es ist wichtig, Menschen zu wählen, die diese Anliegen vertreten.“


Jugendführung braucht Struktur

Júlia, 12 Jahre, Klimagerechtigkeits-Botschafterin von Plant-for-the-Planet Brasilien, brachte es auf den Punkt: „Menschen müssen verstehen, dass Führung nichts mit Alter zu tun hat, sondern mit Haltung. Es ist nicht leicht, Unterstützung zu bekommen, um unsere Generation aufzuklären. Unser Aktivismus braucht Struktur: finanzielle Mittel, Schulungen, Mentoring, Sicherheit und barrierefreie Räume.“

Der Mangel an Jugendbeteiligung liegt nicht am fehlenden Willen. Keully Leal von der brasilianischen Frauenunion und des nationalen Jugendrates CONJUVE betonte: Schulen und Schülervertretungen seien Einstiegspunkte für junge Führung, doch ohne institutionelle Unterstützung bleiben diese Räume unterschätzt und begrenzt.

Eine Krise, die Ungleichheiten verschärft

Júlia Gouveia von Plan International Brasilien und Clica analysierte, wer die Hauptlast der Klimakrise trägt:

„Es gibt soziale Marker, die die Auswirkungen der Krise verstärken. Wenn wir über Geschlechter- und Rassengleichheit in Verbindung mit der Klimakrise sprechen, sehen wir, dass Schwarze Mädchen und ethnische Minderheiten einem viel höheren Risiko ausgesetzt sind, etwa beim Zugang zu Bildung, Entwicklungschancen und Arbeit.“

Ihr Beitrag macht klar: Über Klimagerechtigkeit zu sprechen, heißt auch, über soziale Gerechtigkeit zu sprechen – und das muss sich in jeder öffentlichen Politik, jedem Gesetz und jedem Verhandlungsprozess, auch bei der COP 30, widerspiegeln.

Ausbrechen aus erwachsenen-zentrierten Systemen

„Wir müssen uns aus der erwachsenen zentrierten Gesellschaft befreien.“
Salomão Hage, Professor an der UFPA und Vertreter des People’s Summit

Diese Aussage macht eine der größten Hürden für die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an Klimapolitik deutlich: eine gesellschaftliche Logik, die deren Fähigkeit unterschätzt, große Herausforderungen zu verstehen, zu formulieren und zu bewältigen.

Junge Menschen als politische Subjekte anzuerkennen, ist der erste Schritt zu echter generationenübergreifender Klimagerechtigkeit. Solange ihre Perspektiven unterschätzt werden, bleibt ihre Teilhabe symbolisch statt wirksam.

Zuhören allein reicht nicht: Die Zukunft muss gemeinsam entschieden werden

Die COP 30 kann und sollte ein Wendepunkt sein. Doch die wahre Herausforderung beginnt danach: Die Nachhaltigkeit der beschlossenen Maßnahmen und deren tatsächliche Umsetzung werden über den Erfolg entscheiden.

Mario Volpi von UNICEF betonte: „Meine Überlegung ist die Stärkung des Bürgerrechtsbegriffs, der das Zugehörigkeitsgefühl zur Gesellschaft und die aktive Teilhabe sichert. Es geht nicht nur darum, zu verschiedenen Themen Stellung zu nehmen, sondern auch darum, mitzuentscheiden. Wir müssen die Rechte von Kindern und Jugendlichen neu denken. Entwicklung entsteht nicht durch Verweigerung von Rechten, sondern durch ihre Ausweitung, soziale Inklusion und Mitwirkung.“

Kinder und Jugendliche müssen fester Bestandteil aller Entscheidungen sein, die unsere Zukunft betreffen. Beteiligung darf nicht punktuell bleiben, sie muss zu einem kontinuierlichen Prozess echter Zusammenarbeit werden, in dem junge Menschen autonom handeln und klima­politische Prozesse aktiv mitgestalten.

Luciano Frontelle, Geschäftsführer von Plant-for-the-Planet Brasilien, beendete die Veranstaltung mit den Worten: „Die Länder haben bereits beschlossen, dass Bildung und Beteiligung entscheidend für die Umsetzung des Pariser Abkommens sind. Was jetzt fehlt, sind Investitionen und politische Maßnahmen, damit das nicht nur auf dem Papier steht.“

Wahrer Fortschritt wird nur durch gemeinsames Handeln, offenen Dialog, Transparenz und echte Machtteilung erreicht. Nur so sichern wir eine nachhaltige, gerechte und inklusive Zukunft für alle Generationen.

Interesse an Jugendbeteiligung in Brasilien? Mehr über das F20 Climate Solutions Forum 2024 und die Climate Justice Ambassadors gibt es hier.