Wälder sind gigantische Kohlenstoffspeicher und machtvolle Verbündete im Kampf gegen die Klimakrise. Dies bestätigte auch der diesjährige IPCC Synthesebericht.
Umso bedeutsamer ist der Befund der am 13.11.2023 veröffentlichten Nature-Studie der ETH Zürich. Ergebnis: Durch Renaturierung und verbesserten Waldschutz können wir bis zu 829 Milliarden weitere Tonnen CO₂ speichern¹. Das verbleibende CO₂-Budget der Welt für 1.5° beträgt derzeit nur noch etwa 380 Mrd. Tonnen CO₂. Das Speicherpotential der Wälder liegt also doppelt so hoch.²
Der größte Teil des Potentials (61 Prozent) liegt dabei in Gebieten mit bestehenden Wäldern, wo der konsequente Schutz eine Erholung der Wälder ermöglichen könnte, die sich derzeit in schlechtem Zustand befinden. Die restlichen 39 Prozent befinden sich in Regionen, in denen Wälder abgeholzt oder fragmentiert wurden, außerhalb von städtischen und landwirtschaftlichen Flächen. Die gesamte Wirkung als Kohlenstoffspeicher erfolgt natürlich nicht sofort, sondern wäre in circa 100 bis 200 Jahren erreichbar. Der Schutz von Wäldern, wo der Studie zufolge das größte Potential liegt, hat hingegen sofortige Wirkung.
Namhafte Zeitungen haben bereits über die Studie berichtet (s. New York Times, Süddeutsche Zeitung, Spektrum.de, Neue Züricher Zeitung).
Das 200-köpfige Forscher*innenteam, darunter auch Colin Averill, wissenschaftlicher Berater bei Plant-for-the-Planet, betont, dass eine ganzheitliche Strategie zur Bekämpfung der Klimakrise zuallererst Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen erfordere. Wälder zu renaturieren sei viel aufwendiger und könne allein Emissionsminderungen nicht ersetzen. Und steigen die Emissionen weiter, bedrohen verstärkt Dürren, Brände und Extremtemperaturen die Wälder und mindern ihre Fähigkeit zur Kohlenstoffabsorption. Weiter heben die Forscher*innen der Studie hervor, dass das Ziel nicht mit der massenhaften Pflanzung von Monokulturen zum Ausgleich von Emissionen erreicht werden kann. Stattdessen muss auf die Renaturierung von artenreichen naturnahen Waldökosystemen gesetzt werden, welche lokale Gemeinschaften mit einbeziehen. “To restore global biodiversity, ending deforestation must be a top priority”, hebt Lidong Mo, der Hauptautor der Studie, hervor.
Die Erkenntnisse der Studie werden die Diskussionen auf der UN-Klimakonferenz in Dubai (COP 28), auf der auch Delegierte von Plant-for-the-Planet beteiligt sind, weiter vorantreiben und unterstreichen die Dringlichkeit, die Verpflichtungen der COP 26 zur Nicht-Abholzung bis 2030 aufrechtzuerhalten.
Was bedeuten diese Ergebnisse für die praktische Umsetzung von Renaturierungsorganisationen wie Plant-for-the-Planet?
Die Erkenntnisse dieser Studie unterstreichen die bereits von Plant-for-the-Planet verfolgten Maßnahmen, indem sie die beeindruckenden Möglichkeiten der Kohlenstoffspeicherung durch Wälder wissenschaftlich untermauern.
Wichtig zu wissen ist, dass Plant-for-the-Planet auf der Yucatán-Halbinsel in Mexiko bereits drei Schlüsselansätze verfolgt: Die Wiederherstellung zerstörter Wälder, die Renaturierung degradierter Wälder (inkl. Enrichtment Planting) und den Schutz intakter Wälder.
Mit mehr als 40 verschiedenen Baumarten hat Plant-for-the-Planet in Mexiko die Förderung der Biodiversität in den Vordergrund der Renaturierungsarbeit gestellt – denn nur ein biodiverser Wald mit voneinander abhängiger Fauna und Flora ist der Klimakrise gewachsen.
Neben Waldschutzmaßnahmen in den Biosphärenreservaten Balam-Kin und Balam-Kú auf der Yucatán-Halbinsel in Mexiko setzt sich Plant-for-the-Planet für die Errichtung des Balam Beh Korridors ein. Bereits jetzt schützen wir auf 520,000 Hektar das natürliche Ökosystem vor der Nutzung für Viehzucht, eine Fläche doppelt so groß wie Luxemburg.
Auch auf unserer Plattform sind Projekte weltweit der ganzen Bandbreite an Waldschutz- und Renaturierungsaktivitäten gelistet. Um auf dieser zu sein, müssen Projekte bestimmte Kriterien erfüllen: Mindestens 27 von 31 Hauptstandards und, um sich als Top-Projekt zu qualifizieren, nochmal 12 von 19 der Topstandards. Zu diesen gehört unter anderem, ausschließlich einheimische Baumarten zu pflanzen (ausgenommen Agroforst-Projekte), alle gespendeten Bäume zu monitoren (z.B. über TreeMapper) oder die Bäume für mindestens 50 Jahre zu schützen. Weitere soziale Topstandards sind, die lokale Gemeinschaft in den Entscheidungsprozess einzubinden und mindestens 60 Prozent der Mitarbeitenden und 30 Prozent der Führungspositionen mit Einheimischen zu besetzen.
Eine Kritik, die die Studie ereilt hat, ist das außer Acht gelassene Vorkommen von Waldbränden. Denn gäbe es keine Brände, könnte die Vegetation viel mehr Kohlenstoff speichern. Seit Sommer 2023 unterstützt Plant-for-the-Planet mit der eigens entwickelten FireAlert App Renaturierungs- und Waldschutzorganisationen dabei präventiv gegen Waldbrände vorzugehen. Denn die Klimakrise befeuert Waldbrände und mit ihnen brennen unsere natürlichen Klimaanlagen. Die App bietet durch Warnungen aufs Smartphone einen einfachen Zugang zu NASA-Satellitendaten über globale Wärmeanomalien. Die Süddeutsche Zeitung hat Felix im August diesen Jahres dazu interviewt.
Politisch fordert Plant-for-the-Planet eindringlich den bei der Klimakonferenz in Glasgow vereinbarten Abholzungsstopp bis 2030 einzuhalten und den drastischen Ausbau der Finanzierung der Regenwaldfonds durch Deutschland und die EU.
Die Studie bestätigt also die immense Bedeutung von Wäldern als Kohlenstoffspeicher und verstärkt die wissenschaftliche Stichhaltigkeit des vielseitigen Ansatzes von Plant-for-the-Planet.
¹829 Mrd. Tonnen CO₂ entspricht 226 Mrd. Tonnen Kohlenstoff. Das entspricht ungefähr dem 20-fachen der weltweit menschengemachten CO₂-Emissionen von 2022 (Quelle: IEA).
²Natürlich dauert es, je nach Ökosystem, viele Jahrzehnte bis die renaturierten Ökosysteme die gesamte CO₂ Menge aufgenommen haben und es wird sehr schwer, alle errechneten Ökosysteme wiederherzustellen.