
Die Tropical Forest Forever Facility (TFFF) ist ein vorgeschlagener, globaler und dauerhafter Fonds zur langfristigen Erhaltung tropischer Wälder. Initiiert von der brasilianischen Regierung in Abstimmung mit elf weiteren Ländern, soll die Initiative offiziell auf der COP 30 in Belém, Brasilien, vorgestellt werden.
Im Gegensatz zu traditionellen Finanzierungsansätzen im Naturschutz, die häufig auf neue Zusagen von Geldgebern angewiesen sind, verfolgt die TFFF einen innovativen Ansatz. Statt auf kurzfristige Spenden zu setzen, mobilisiert sie gezielt Investitionen von Regierungen, Staatsfonds und institutionellen Investoren. Ziel ist es, eine dauerhafte Investitionseinrichtung zu schaffen. Diese soll langfristig stabile Einnahmen generieren, aus denen jährlich Zahlungen für den Schutz tropischer Wälder geleistet werden können.
Ein Fonds gegen Entwaldung: Die Ziele der TFFF
Die TFFF wurde erstmals auf der COP 28 vorgestellt und verfolgt das Ziel, 125 Milliarden US-Dollar an Kapital zu mobilisieren. Das zentrale Ziel des Fonds ist es, Länder zu belohnen, die bereits niedrige Entwaldungsraten aufweisen oder diese senken, dabei jedoch kontinuierliche finanzielle Unterstützung benötigen, um dies fortzusetzen.
Über 140 Länder hatten sich auf der COP 26 in Glasgow verpflichtet, die Entwaldung bis 2030 zu beenden. Die aktuellen Entwaldungsraten zeigen jedoch, dass wir dieses Ziel nicht erreichen werden. Die TFFF möchte diese Lücke schließen, indem sie ein langfristiges, leistungsbasiertes Finanzierungsmodell bietet, das den Waldschutz belohnt.
Nach dem vorgeschlagenen Modell können tropische Waldländer jährliche Zahlungen von 4 US-Dollar pro Hektar erhalten, sofern der Wald erhalten bleibt. Dabei gelten jedoch Sanktionen:
- 400 bis 800 US-Dollar Abzug pro abgeholztem Hektar
- 100 US-Dollar Abzug pro degradiertem Hektar
Die TFFF soll als zweigliedrige Einrichtung aufgebaut sein, die voraussichtlich von der Weltbank verwaltet wird:
- Der Tropical Forest Investment Fund (TFIF): Dieser dient als finanzieller Motor. Er mobilisiert Kapital durch ein sogenanntes Blended-Finance-Modell und investiert in risikoarme, festverzinsliche Anlagen wie Staatsanleihen.
- Die Tropical Forest Facility („die Facility“ genannt): Sie überwacht die Umsetzung des Belohnungssystems, das Zahlungen an berechtigte tropische Waldländer (TFCs) leitet.
Ein zentrales Sekretariat koordiniert beide Säulen und stellt sicher, dass Fondsmanagement und Naturschutzergebnisse aufeinander abgestimmt sind. Jede Säule wird von getrennten Treuhändern verwaltet, um eine unabhängige Finanzaufsicht sicherzustellen. Zwar kann eine einzige Institution beide Rollen übernehmen, muss jedoch dafür sorgen, dass eine strikte Trennung der Buchführung gewährleistet ist.

Die Struktur und Governance der TFFF*.
Die TFFF als Finanzierungsansatz für Wälder
Die TFFF ist als Blended-Finance-Modell konzipiert. Dabei handelt es sich um die Mischung aus öffentlichen und privaten Geldern. Das Modell besteht aus einer Sponsoren-Tranche und einer Senior-Debt-Tranche:
- Die Sponsoren-Tranche (Junior-Tranche) umfasst 25 Milliarden US-Dollar. Dieses Geld kommt von wohlhabenden Ländern und anderen Unterstützern. Es setzt sich aus langfristigen Krediten, Zuschüssen oder finanziellen Garantien zusammen. Die Rückzahlung orientiert sich an der Rendite langfristiger US-Staatsanleihen.
- Die restlichen 100 Milliarden US-Dollar der Senior-Debt-Tranche werden durch die Ausgabe von Anleihen bei institutionellen Investoren eingeworben. Dabei soll das Risiko und die erwartete Rendite etwa dem Niveau von Anleihen internationaler Entwicklungsbanken entsprechen. Der gesamte Fonds wird unabhängig verwaltet. Die Weltbank übernimmt die Rolle der Finanzverwalterin und kümmert sich um das Management des Geldes.
Die Investitionsstrategie des TFIF legt den Schwerpunkt auf klimafreundliche und nachhaltige Geldanlagen – vor allem in Ländern, die öffentliche Entwicklungshilfe erhalten können (ODA-berechtigt). Dazu gehören zum Beispiel grüne, blaue oder sogenannte Nachhaltigkeitsanleihen. Auf diese Weise unterstützt der Fonds globale Klimaziele wie das New Collective Quantified Goal (NCQG). Wenn es nicht genug passende Investitionen in diesen Ländern gibt, kann das TFIF auch in herkömmliche Staats- oder Unternehmensanleihen investieren – allerdings nur von Emittenten, die nicht auf einer vorher festgelegten Ausschlussliste stehen. Bis zu 25 Prozent des Fonds dürfen in festverzinsliche Anlagen aus Ländern fließen, die keine ODA-Hilfe bekommen. Das schafft Flexibilität bei der Geldanlage, ohne das Entwicklungsziel aus den Augen zu verlieren.
Erwartete Wirkung und globale Bedeutung der TFFF
Die TFFF steht für einen grundlegenden Wandel in der weltweiten Finanzierung von Waldschutz. Ihr Prinzip ist einfach: Für jeden geschützten Hektar Wald gibt es einen festen Betrag. Gleichzeitig sorgt ein strenges Sanktionssystem – mit einem Verlustverhältnis von 100:1 bei Entwaldung – für klare und nachvollziehbare Anreize für die beteiligten Länder.
Damit unterscheidet sich die TFFF deutlich von komplexeren Ansätzen wie REDD+, die auf detaillierte CO₂-Berechnungen setzen, oder von Programmen wie der Zahlung für Ökosystemleistungen (PES), die bestimmte Bewirtschaftungsmaßnahmen vergüten.
Die TFFF könnte zur größten Einzelquelle für Naturschutzfinanzierung werden, die es je gab. Ihr möglicher Beitrag zur Stabilisierung des Weltklimas, zum Erhalt der Artenvielfalt und zur Verbesserung der Lebensgrundlagen waldabhängiger Gemeinschaften macht sie zu einem potenziell wegweisenden Modell.
Basierend auf dem TFFF Konzeptpapier 2.0, 16. Mai 2025.