
2025 richtet sich die weltweite Aufmerksamkeit auf die COP 30 in Belém, Brasilien. Und eines ist klar: Die Klimaverhandlungen dürfen längst keine reine Regierungssache mehr sein. Für die Kinder und Jugendlichen, die mit den langfristigen Folgen der heutigen Entscheidungen leben müssen, ist die Klimakrise kein fernes Politikthema – sie ist ihr Alltag und ihre Zukunft.
Seit mehr als 10 Jahren empowert Plant-for-the-Planet Brasilien junge Menschen in Brasilien in mehr als elf Bundesstaaten, ihren Platz im Zentrum dieses Kampfes einzunehmen. Ob durch Klimaakademien oder lokale Kampagnen – die Organisation schafft sichere und inklusive Räume, in denen Kinder lernen, lehren und Verantwortung übernehmen. Und nun, da die COP 30 im eigenen Land stattfindet, sorgt Plant-for-the-Planet Brasilien dafür, dass die Stimmen der Jüngsten nicht überhört werden, sondern die globale Agenda mitgestalten.
Die Kraft der Jugend in Brasilien
„In Brasilien standen junge Menschen schon immer an der Spitze des Wandels“, erklärt Luciano Frontelle, Geschäftsführer von Plant-for-the-Planet Brasilien, in einem Gespräch. „Von Widerstandsbewegungen gegen Diktaturen bis hin zum heutigen Klimaaktivismus – oft sind es Jugendliche, die den Weg weisen. Doch erst in den letzten zwei Jahrzehnten wurden junge Menschen im brasilianischen Recht überhaupt als Rechtsträger*innen anerkannt.“
Diese Anerkennung war längst überfällig. Trotz des Vorurteils, Jugendliche seien unpolitisch oder nur „auf TikTok“, zeigt die Realität etwas anderes. Luciano betont: „Sie sind beides – sie genießen ihre Jugend und kämpfen gleichzeitig für ihre Zukunft. Aber systemische Ungleichheiten, ökonomischer Druck und Zeitmangel hindern viele daran, sich so stark zu engagieren, wie sie gerne würden. Genau deshalb sind Räume, die ihre Stimmen in den Mittelpunkt stellen, so entscheidend.“
Warum Räume wie Akademien so wichtig sind
Das Herzstück der Arbeit von Plant-for-the-Planet in Brasilien sind die Klimaakademien. Dort lernen Kinder zwischen 8 und 14 Jahren, was die Klimakrise bedeutet – und wie sie selbst aktiv werden können. Bis 2025 wurden in Brasilien bereits über 5.000 Kinder zu Botschafter*innen für Klimagerechtigkeit ausgebildet. Doch diese Akademien sind keine klassischen Klassenzimmer, in denen Kinder schweigend zuhören.
„In unseren Akademien geht es nicht nur darum, Informationen zu empfangen – die Kinder tauschen sich aus“, erklärt Luciano. „Sie berichten, was sie in ihren Gemeinden beobachten, was ihre Eltern ihnen von früher erzählen, und was sie sich für die Zukunft wünschen. Sie sehen sich nicht nur als Schüler*innen, sondern auch als Lehrende, als Botschafter*innen.“
Durch die Ausbildung zu Botschafter*innen für Klimagerechtigkeit lernen Kinder, dass ihre Stimme zählt. Diese Räume stärken ihr Selbstbewusstsein, fördern den Dialog zwischen den Generationen und machen aus Klimabildung echte Klimabefähigung.



Eine moralische Verpflichtung bei COP 30 und im GES
Mit der COP 30 in Brasilien richtet sich die Aufmerksamkeit auf Belém – und auf die Frage, wie inklusiv dieser Prozess wirklich sein wird. Traditionell sind Klimaverhandlungen ein Feld der Regierungen. Die Zivilgesellschaft – und gerade junge Menschen – müssen oft hart darum kämpfen, dass ihre Perspektiven überhaupt Gehör finden.
„Nichts über uns ohne uns“, sagt Luciano und zitiert ein brasilianisches Sprichwort: nada sobre nós, sem nós. „Wenn ihr über unsere Zukunft reden wollt, dann müsst ihr uns auch in die Debatte einbeziehen.“
Genau dieses Prinzip steht im Zentrum des Global Ethical Stocktake (GES), eines neuen Prozesses, den die COP 30-Präsidentschaft ins Leben gerufen hat. Anders als der eher technische Global Stocktake des Pariser Abkommens stellt der GES die moralischen und ethischen Dimensionen der Klimakrise in den Vordergrund. Zwar sind Jugendliche ausdrücklich Teil dieses Prozesses – Kinder jedoch nicht. Eine Lücke, die Plant-for-the-Planet unbedingt schließen will.
Durch selbstorganisierte Dialoge werden Kinder ihre Erfahrungen, Hoffnungen und Forderungen formulieren. Diese Gespräche finden in Ländern des Globalen Nordens und Südens statt – darunter Deutschland, Brasilien, Chile, Kolumbien, Indien, Mexiko, Nepal, Nigeria und Uganda. Ihre Erkenntnisse werden an die COP 30-Präsidentschaft übermittelt. Und eine Delegation von 30 ausgebildeten Botschafter*innen für Klimagerechtigkeit aus Belém wird die Kinder weltweit bei der COP 30 vertreten.
Das ist kein Symbolakt. Wie Luciano betont: „Kinder sind nicht nur Opfer der Klimakrise – sie sind Akteur*innen des Wandels. Ihre Stimmen einzubeziehen ist keine Option, sondern eine moralische Notwendigkeit.“
Willst du mitmachen? Folge diesem Leitfaden und mach deine Stimme gemeinsam mit uns bei der COP 30 hörbar.
Von Klimagerechtigkeit zu Klimabefähigung
Wenn wir von Klimagerechtigkeit sprechen, klingt das schnell abstrakt. Für Kinder in Brasilien ist es jedoch ganz konkret. „Einige sind Geflüchtete. Manche Waisen. Andere leben mit Geschwistern, die unter Atemwegserkrankungen durch Luftverschmutzung leiden. Viele erleben Überschwemmungen, Dürren und Ernährungsunsicherheit tagtäglich am eigenen Leib“, erklärt Luciano.
„Klimagerechtigkeit bedeutet, anzuerkennen, dass zwar alle betroffen sind – einige aber viel stärker als andere“, sagt Luciano. „Wer Privilegien hat, trägt Verantwortung zu handeln. Und Länder, die historisch am meisten zur Krise beigetragen haben, müssen diejenigen unterstützen, die heute schon leiden.“
Im Kern geht es bei der Arbeit von Plant-for-the-Planet darum, diese Ungerechtigkeit in Bestärkung zu verwandeln – damit Kinder nicht nur die Folgen der Klimakrise ertragen müssen, sondern aktiv die Lösungen mitgestalten.
Blick nach vorn: COP 30
Oft wird die COP 30 als hochkomplexer, technischer Prozess beschrieben, weit entfernt vom Alltag der Menschen. Doch wie Luciano erinnert, sind die Ergebnisse zutiefst persönlich: „Es geht darum, wie viel Geld investiert wird – damit Leben gerettet, gesündere Lebensmittel produziert und Häuser vor Überschwemmungen geschützt werden können. Hier geht es nicht um abstrakte Zahlen, sondern um unsere Lebensqualität.“
Für die Kinder Brasiliens ist die COP 30 zugleich Herausforderung und Chance. Herausforderung, weil sie zu den am stärksten von der Klimakrise betroffenen Gruppen gehören. Chance, weil die COP erstmals in ihrem eigenen Land stattfindet – und ihre Stimmen nicht überhört werden können.
Mit mehr als zehn Jahren Erfahrung in der Arbeit mit jungen Menschen ist Plant-for-the-Planet Brasilien bereit sicherzustellen, dass die nächste Generation nicht nur im Publikum sitzt – sondern selbst das Mikrofon in die Hand nimmt.
Auf dem Weg nach Belém 2025 wird eines deutlich: Wenn wir Klimagerechtigkeit wirklich ernst meinen, müssen wir beginnen, den Kindern zuzuhören.
Mehr über die brasilianische Jugend, die auf dem Weg zur COP 30 für Klimaschutz kämpft, erfährst du hier.