Geschichten über die Verbreitung von Baumsamen auf der Halbinsel Yucantan.
Wie jedes andere Lebewesen sind auch Pflanzen darauf “programmiert”, Nachkommen zu produzieren, um ihre Art zu erhalten. Pflanzensamen sind eine Möglichkeit, dieses Entwicklungsziel zu erreichen. Samen enthalten einen kleinen Embryo, die sich – wenn sie die Gelegenheit bekommen und die richtigen Bedingungen vorfinden – zu einem ganz neuen Pflanzenindividuum entwickelt.
Samen sind das Ergebnis einer langen Reihe von Prozessen. Alles beginnt mit der Entwicklung der Fortpflanzungsorgane der Pflanzen, den Blüten. Sie locken ihrerseits mit ihrer Farbe und dem Duft eine vielfältige Armada von Tieren an (Insekten, Vögel, Säugetiere), die diese Blüten bestäuben. Manchmal genügt aber auch schon allein der Wind, um diese Aufgabe zu übernehmen. Fallen die so herangereiften Samen jedoch direkt unter ihre Mutterpflanze, konkurrieren beide um die gleichen Ressourcen (z. B. Sonne, Wasser, Platz, Nährstoffe). Das ist nicht immer förderlich. Die Evolution hat daher verschiedene Wege für unbewegliche Pflanzen, wie Bäume es sind, vorgesehen, um ihre Samen von der Mutterpflanze weg verbreiten zu können. Einige davon wollen wir euch hier vorstellen.
Wir sind leider geschlossen ODER Lasst es krachen.
Sobald die Früchte reif sind, tun Pflanzen und Bäume normalerweise eines von zwei Dingen: entweder behalten sie die Samen im Inneren der Frucht oder die Frucht wird durch einen Mechanismus geöffnet und die Samen freigegeben oder freigelegt. Die erste Art von Früchten wird als “geschlossen” bezeichnet, die zweite als “dehiszent”, was eine Art Abkapselung beschreibt. Diese Bezeichnungen hängen mit der Art der Samenausbreitung zusammen. Vögel, Affen, Fledermäuse und andere Tiere können ganze Früchte fressen und verschlucken und die Samen später an anderer Stelle mit einer schönen Menge an organischem Dünger (d.h. ihrem Kot) wieder freigeben. Früchte, die sich öffnen, wenn sie reif sind, bieten die Samen für die Tiere bildlich gesprochen den Tieren quasi zum Verzehr an. Oder sie legen die Samen frei, damit die Schwerkraft oder der Wind den Rest der Arbeit erledigen können.
Der Cabo de Hacha-Baum (Trichilia hirta), eine der neuen Pionierarten, die Plant-of-the-Planet in diesem Jahr kultiviert, hat dehiszierende (sich öffnende) Früchte. Sie färben sich violett-rot, wenn sie reif sind, und öffnen ihre drei Klappen, um das leuchtend rote, ölige “Fleisch” freizulegen, das die Samen bedeckt. Die Samen werden dann von Vögeln verbreitet.
Krawumm
Ein Extremfall von sich öffnenden Früchten sind die explosiven Früchte. Richtig gelesen, E-X-P-L-O-S-I-V. Diese Art von Früchten werden durch den Aufbau von Innendruck oder bei Erreichen einer kritischen Temperatur gewaltsam auseinandergerissen. Die Samen werden geradezu von der Mutterpflanze weggeschleudert. Yax k’iin che’ (Caesalpinia yucatanensis), eine endemische, also nur hier heimische Baumart der Yucatán-Halbinsel ist eine weitere der hinzugekommenen Arten, die wir ab diesem Jahr pflanzen, – sie hat solche explosiven Früchte. Die beiden Ventile der Frucht sind nach der Sprengung völlig verdreht und machen ein knallendes Geräusch, wenn sie explodieren. Dies passiert normalerweise dann, wenn die Sonne am heißesten ist.
Ich glaube, ich kann fliegen!
Wieder andere Samen haben Strukturen, die wie ein Flügel aussehen und auch wie ein solcher funktionieren. Sobald sich die Frucht öffnet, braucht es nur den leichtesten Windhauch,und der Samen kann sich auf diese Weise manchmal sogar einige Kilometer weit von der Mutterpflanze entfernen. Die Samen des Roten Zedernbaums (Cedrela odorata) haben einen einzigen Flügel, der sie wie ein Hubschrauber rotieren lässt – obwohl einige argumentieren werden, dass dies technisch gesehen kein Fliegen ist, sondern ein Fallen mit Stil.
Dies sind einige der verblüffenden Strategien und Wege, die Baumarten in Yucatán beschreiten, um neue Standorte zu erreichen und die nächste Generation von Bäumen zu gründen.
Verfasser: Marcos Escobar, Leiter des Saatgutprogramms, Plant-for-the-Planet, Yucatán – er sucht für unsere Renaturierung auch nach Samen selten gewordener Baumarten, die für das Ökosystem der Halbinsel besonders wertvoll sind. Geerntet werden sie von Hand.